Schwerhörigenseelsorge

Schwerhörigenseelsorge ermuntert, begleitet und berät

"Ich verstehe Sie nicht. Ich bin schwerhörig.“ Wer sich traut, diese Sätze auszusprechen, ist auf gutem Weg. „Können wir gemeinsam eine Situation schaffen, in der ich Sie verstehen kann?“ Wer sich auch noch diesen Satz zu sagen traut, hat das Ziel fast erreicht.

Schwerhörigenseelsorge ermuntert schwerhörige Menschen, selbstbewusst und offen mit ihrer Einschränkung umzugehen. Sie stärkt sie in dem Wissen, dass sie als Geschöpfe Gottes in ihrer Einschränkung nicht nur vollständig angenommen, sondern auch als Bereicherung angesehen werden.

Sie begleitet und berät Angehörige von Schwerhörigen. Sie schafft in einer Kirche des gesprochenen Wortes die Möglichkeit, dieses Wort für Schwerhörige adäquat „auszusprechen“ und bedient sich dazu bei Gottesdiensten, in Andachten und in der Seelsorge auch nonverbaler, digitaler Kommunikationsformen.

Schwerhörigenseelsorge trägt mit Vorträgen im kirchlichen und außerkirchlichen Kontext dazu bei, dass das Thema Schwerhörigkeit in Kirche und Gesellschaft vernetzt wahrgenommen wird.

Regelmäßig unregelmäßig: Ermunterungstexte

Beate Gärtner schreibt als Beauftragte für Schwerhörigenseelsorge regelmäßig unregelmäßig Ermunterungstexte. Einige dieser Texte werden auf dieser Seite veröffentlicht; in der Spalte rechts finden Sie den Link zum Download.

Alle Ermunterungstexte werden über einen dafür eingerichteten Verteiler verbreitet. Wer in diesen Verteiler aufgenommen werden möchte, schreibe eine kurze Mail an Beate.Gaertner@evlka.de.

Die Neuen

Foto: Beate Gärtner

Seit acht Tagen trage ich sie bei mir. Oder besser: in meinen Ohren. Und das meist länger als 16 Stunden am Tag: meine neuen Hörgeräte! Noch habe ich sie zur Probe, und ein weiteres Paar Neue wartet schon darauf, dass ich sie auch noch ausprobiere.

Es ist bereits einige Jahre her, dass ich das letzte Mal Hörgeräte zur Probe getragen habe. So lange, dass ich im Großen und Ganzen vergessen oder verdrängt habe, wie es mir damals damit ging. Aber jetzt ist alles wieder da!

Ich verlasse das Hörakustik-geschäft und steige in die Straßenbahn ein. Als die das erste Mal in einer Kurve betäubend laut über die Schienen quietscht, halte ich das kaum aus und bin versucht, sofort die Lautstärke mehrere Stufen runterzupegeln. Ich lasse es. Mein Hörakustiker hatte mir ja gesagt, dass genau das passiert.

Ich stehe in meinem engen Flur und höre ein Geräusch, das ich nicht einordnen kann. Es hört sich fast wie eine beginnende Rückkopplung an. Das Geräusch macht mich einen Tag lang verrückt. Dann ist es weg. Eine beginnende Rückkopplung war es wohl nicht.

Ich merke nachmittags, dass die Ohrenstücke meiner Hörgeräte zu drücken beginnen. Anders als bei meinen alten bestehen sie nämlich aus einem harten Material, um die Mikrophone in sich zu bergen. Ich bin versucht, die Hörgeräte aus den Ohren zu nehmen, lasse das dann aber. Stattdessen schreibe ich das Problem auf. Beim nächsten Besuch bei meinem Hörakustiker werde ich es ansprechen.

Ich sitze an meinem Laptop und höre das leise Rauschen seiner Lüftung. Interessant! Das habe ich lange nicht mehr so deutlich gehört.

Ich bin in einer vollbesetzten Kneipe. Am Nachbartisch sitzt eine zehnköpfige Motorradgruppe. Die Männer unterhalten sich lautstark. Ob ich mit den Neuen meine Freundin verstehe, ohne den Roger zu benutzen? Es funktioniert erstaunlich gut, weil die Technik in den Neuen die Umgebungsgeräusche bis zu zehn Dezibel runterpegeln kann. Ich bin erfreut und merke mir: Das musst du bei den anderen Neuen unbedingt unter ähnlichen Bedingungen testen, das ist wichtig.

Schon jetzt kann ich sagen: Beim Probetragen der Neuen ist Geduld und Durchhaltevermögen von Nöten. Aber auch: Mit diesen Neuen höre ich deutlich mehr als mit meinen alten Hörgeräten!

Pastorin Beate Gärtner, Zentrum für Seelsorge und Beratung
Beauftragte für Schwerhörigenseelsorge der 
Ev.-luth. Landeskirche Hannovers

Ihre Ansprechpartnerin

Pastorin Beate Gärtner
Tel.: 0170 6709550

Landeskirchliche Beauftragte für Schwerhörigenseelsorge