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Ausbildung von Ehrenamtlichen gewinnt an Bedeutung

Ein Ehrenamtsgesetz soll die Rahmenbedingungen regeln

Die Ausbildung von Ehrenamtlichen in der Seelsorge gewinnt zunehmend an Bedeutung: In der stationären und ambulanten Krankenhausseelsorge, der Telefonseelsorge, in der Hospiz- und Palliativbegleitung, in den besuchenden Diensten der Kirchengemeinden, in der stationären und ambulanten Altenseelsorge und in der Notfallseelsorge ist die Mitwirkung ehrenamtlich Tätiger nicht mehr wegzudenken. Ihre Lebens- und Erfahrungskompetenz ist dabei ein wertvoller Anknüpfungspunkt.

Damit sie ihren Dienst fachlich fundiert und verantwortungsvoll ausüben können, ist die Aus- und Weiterbildung ehrenamtlich tätiger Menschen in der Seelsorge unerlässlich. Im Zentrum für Seelsorge und Beratung in Hannover haben Aus- und Weiterbildung für Ehrenamtliche ihren Platz: in regelmäßigen Basiskursen zur Mitarbeit in verschiedenen Seelsorgefeldern, in speziellen Ausbildungsgängen der Telefonseelsorge und der Notfallseelsorge, in Fortbildungen der Hospiz- und Palliativarbeit. Grundlegend für die Arbeit ist das „Konzept zur Aus- und Fortbildung sowie Begleitung von ehrenamtlich Tätigen in der Seelsorge“, das 2022 im Zentrum für Seelsorge und Beratung entwickelt wurde.

Nun soll in der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers erstmals ein Ehrenamtsgesetz in Kraft treten, das ab Juli 2025 attraktive Arbeitsbedingungen für ehrenamtlich Tätige ermöglichen und sie rechtlich und organisatorisch absichern soll. Noch bis Ende September besteht für Interessierte die Möglichkeit, sich an der Entwicklung des Gesetzentwurfes zu beteiligen und diesen zu kommentieren. Unter Federführung der Landespastorin für Ehrenamtliche, Susanne Briese, werden die Stellungnahmen im Anschluss ausgewertet. Ende November soll der Gesetzentwurf dann zur weiteren Diskussion in die Landessynode eingebracht werden. Im Gespräch erklärt Pastorin Susanne Briese die Hintergründe.

Susanne Briese, Landespastorin für Ehrenamtliche. Foto: 11 Fotographers Hannover

Frau Briese, wie verändert sich die Kirche? Wie verändert sich das Ehrenamt?

Ohne Ehrenamtliche geht es nicht – mindestens 120.000 sind in unserer Kirche ehrenamtlich engagiert. Aber das Ehrenamt hat sich gewandelt: Es engagieren sich zwar zunehmend mehr Menschen, aber sie tun es weniger umfänglich, weniger in Leitungsaufgaben, sehr vielfältig und eher in selbstorganisierten Formen. Die Erwartungen und Bedürfnisse, aber auch die Zeitfenster der engagierten Menschen haben sich verändert. Es gibt einen Generationsabbruch.

Einige der Älteren hören auf und mit ihnen enden auch Arbeitsfelder. Dieser Abschied ist nicht leicht und braucht seine Zeit und Begleitung. Gleichzeitig entwickeln sich neue Formen und öffnen sich Räume für Ideen, die Menschen selbst in das kirchliche Engagement einbringen möchten. Beides – „Altes“ und „Neues“, steht nebeneinander. Außerdem hat das Ehrenamt in klassischen Feldern pastoraler Arbeit schon jetzt eine hohe Bedeutung und wird künftig noch wichtiger sein als bisher.

Einerseits braucht es also weiterhin den Blick von bestehenden Aufgaben her auf das Engagement, andererseits aber auch die Perspektive der Engagierten, die eher befristet, projektorientiert und selbstbestimmt wirken möchten.

Wann sind Arbeitsbedingungen für Ehrenamtliche attraktiv?

Ganz wichtig ist eine gute gegenseitige Wahrnehmung, aber auch die Etablierung von Standards, das Hinterfragen bzw. Verändern von Routinen. Ebenso die Ausbildung und der Einsatz von Ehrenamtsbeauftragten in Kirchenkreisen bzw. Regionen, die ansprechbar sind für die Belange freiwillig Engagierter und Verantwortlicher vor Ort. Ein Engagement ist attraktiv, wenn Offenheit für neue Ideen da ist und transparent kommuniziert wird. Außerdem sollte die Möglichkeit zur Qualifikation sowie konkrete Begleitung und Unterstützung geboten werden. Eine gute Atmosphäre gehört unbedingt auch dazu – Ehrenamt soll nicht nur sinnvoll sein und etwas bewirken können, sondern dabei auch Spaß machen. Keiner will sich dauerhaft in seinem Engagement ärgern.

Was soll sich durch das Gesetz verändern?

Nachdem es für berufliche Dienste Gesetze gibt, soll auch die größte Gruppe der Aktiven mit einem Gesetz gewürdigt werden: Für das ehrenamtliche Engagement sollen dadurch attraktive Arbeitsbedingungen geschaffen und Rahmenbedingungen abgesichert werden. Wichtig wird es aber vor allem sein, Räume für künftige Entwicklungen zu öffnen und nicht zu viel zu regulieren, da Kirche und Gesellschaft, und damit auch das freiwillige Engagement, weiterhin im Wandel sind.

Quelle Interview: Pressestelle der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers