Für seelsorgliche Begegnungen lernen

Nachricht 07. November 2024

Teilnehmende erleben Seelsorgekurs als großen Gewinn

Arbeitsreiche und intensive Wochen erlebten die Kursleitenden Uwe Keller-Denecke (links) und Barbara Denkers (2. von links) gemeinsam mit den acht Teilnehmenden. Foto: Carla Winkler

„Der Kurs war eine intensive und unglaublich bereichernde Erfahrung für mich, die mich tief geprägt hat – als Seelsorgerin, als Pastorin, als Mensch. Die Vielfalt an Erfahrungen hat mir neue Perspektiven eröffnet und mein Verständnis von Seelsorge vertieft.“

Sechs ganz besondere Wochen liegen hinter den acht Seelsorgerinnen und Seelsorgern, die jetzt am Zentrum für Seelsorge und Beratung in Hannover den Seelsorgekurs nach den Standards der Klinischen Seelsorgeausbildung (KSA) beendeten. Im Kurs hatten sechs Seelsorgende aus dem Gemeindedienst und der Spezialseelsorge in der Landeskirche Hannovers gemeinsam mit einer katholischen Krankenhausseelsorgerin und einem baptistischen Pfarrer gelernt; geleitet wurde der Kurs von Pastor Uwe Keller-Denecke, Supervisor und KSA-Kursleiter, und Barbara Denkers, Lehrsupervisorin und Coachin.

„Seelsorge ist professionelle Beziehungsarbeit"

„Seelsorge ist professionelle Beziehungsarbeit, bei der die Seelsorgerin oder der Seelsorger das entscheidende Medium ist“, sagt Keller-Denecke. „Darum ist die Reflexion der eigenen Person und ihrer Art, Beziehungen zu gestalten, unabdingbar.“ Im Rahmen dieser Reflexion werde eingeübt, Nähe und Distanz verantwortlich zu gestalten und die Autonomie des Gegenübers zu stärken. So erklärte die oben zitierte Teilnehmerin in ihrem Fazit weiter, dass sie im Verlauf des Kurses auch dank der „ehrlichen Begegnung mit sich selbst“ viel gelernt habe.

In der Medizinischen Hochschule Hannover führten die Kursteilnehmenden regelmäßig Seelsorgegespräche, die sie anschließend gemeinsam mit der Kursleitung in der Gruppe reflektierten. Im gruppendynamischen Setting der Selbsterfahrung erweiterten sie ihre Beziehungskompetenz: Wie gehe ich auf andere Menschen zu, wie nehme ich Anregungen auf, wie gestalte ich meine Rückmeldung und gebe Resonanz? „Dies alles wurde mit Blick auf seelsorgliche Begegnungen im Arbeitsalltag bearbeitet“, sagt Barbara Denkers. „Dabei sind die Teilnehmenden persönlich und fachlich bedeutende Schritte gegangen.“

„Was für ein Gewinn!"

Persönlich herausfordernd und anstrengend sei der KSA-Kurs gewesen, stellte ein Teilnehmer zum Abschluss fest. „Es war eine unglaublich bereichernde und emotionale Zeit, bei der ich mir selbst so viel nähergekommen bin. Diese Erkenntnisse werde ich in mein berufliches und persönliches Tun und Denken einbringen. Was für ein Gewinn!“

Ergänzt wurde die Arbeit an der je eigenen Seelsorgepraxis durch Theorieeinheiten und Predigtarbeit, die der Reflexion der eigenen pastoralen Rolle und Identität diente.

„Learning by doing and reflecting"

Das Lernmodell der KSA entwickelte sich im 20. Jahrhundert und gelangte von Amerika aus über die Niederlande nach Deutschland. Seine Grundlage des „Learning by doing and reflecting“ (John Dewey, Philosoph und Pädagoge, 1859-1952) wird von den aktuellen Erkenntnissen der Neurowissenschaften, unter anderem von dem deutschen Neurobiologen und Autor Gerald Hüther, bestätigt. In der Landeskirche Hannovers gehört die Klinische Seelsorgeausbildung seit Anfang der 1970er Jahre zu den grundlegenden Formen der Weiterbildung in Seelsorge. „KSA-Kurse qualifizieren gleichermaßen für den Gemeindedienst, wie auch für alle Formen der Spezialseelsorge“, sagt Keller-Denecke.