Auf dem Weg zu einer machtsensibleren Kirche

Nachricht 12. Dezember 2024

Erster Werkstatttag der Landeskirche zu Sexualisierter Gewalt

Mit einem Werkstatttag unter dem Titel „Auf dem Weg hin zu einer machtsensibleren Kirche“ setzte die Landeskirche Hannovers jetzt ihre Dialogveranstaltungen zu Sexualisierter Gewalt fort. Rund 300 beruflich Tätige aus Pfarrämtern, Jugendarbeit, kirchlichen Einrichtungen, Kirchenmusik, Diakonie und Verwaltung sowie ehrenamtlich Mitarbeitende aus Leitungsgremien arbeiteten in einem sogenannten Barcamp zum Thema und nutzten gerne die Möglichkeiten, die dieses partizipative Format bietet. Gemeinsam nahmen sie Fragestellungen, Kritikpunkte und den Wunsch nach mehr Transparenz und Kommunikation auf und diskutierten Themen, die sich unter anderem aus Fragestellungen der ForuM-Studie ergeben hatten. 

Ein unabhängiger Forschungsverbund (ForuM) hatte im Januar 2024 die erste bundesweite Studie zu Ursachen und Folgen von Sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche veröffentlicht. Als eine erste Reaktion darauf diskutierten im Sommer insgesamt etwa 1.000 Mitarbeitende der Landeskirche in drei Videokonferenzen über die Empfehlungen der Studie und deren Umsetzung. Zu den Konferenzen eingeladen hatte die Landeskirche; hinzu kamen mehrere regional organisierte Veranstaltungen. Auch deren Fragestellungen und Kritikpunkte flossen jetzt in den Werkstatttag ein.

Seelsorgliche Begleitung

Während dieses Tages im Hannover Congress Centrum (HCC) standen Mitarbeitende des Zentrums für Seelsorge und Beratung für die seelsorgliche Begleitung von Teilnehmenden zur Verfügung; ansprechbar war darüber hinaus ein externes Awareness-Team. Auch das Team der landeskirchlichen Fachstelle Sexualisierte Gewalt stand während der Veranstaltung für Fragen und Beratung zur Verfügung.

Vorbereitet und begleitet wurde der Werkstatttag durch ein 15-köpfiges Planungsteam aus verschiedenen landeskirchlichen Einrichtungen; auch Angela Grimm, Direktorin des Zentrums für Seelsorge und Beratung, arbeitete hier mit.

Impulsvortrag zu falschen Loyalitäten

Nach einem beeindruckenden Impulsvortrag von Dr. Elis Eichener von der Ruhr-Universität Bochum unter der Überschrift „Falsche Loyalitäten – Kirchentheoretische Überlegungen zu Sexualisierter Gewalt“ arbeiteten die Teilnehmenden in mehr als 30 Gruppen zu Themen wie heimliche Machtstrukturen in der Kirche, Kommunikation in der Missbrauchskrise, Meldepflicht und Schweigepflicht. Intensiv diskutiert wurden auch theologische Fragestellungen, veränderte Anforderungen an die Liturgie, die Forderung nach einer deutlicheren Trennung zwischen Dienst und Privatleben und der Umgang mit charismatisch auftretenden „Menschenfänger*innen“. Die Themen hatten Mitwirkende und Teilnehmende im Vorfeld und während der Veranstaltung eingebracht; teilweise begleiteten sie auch die Arbeit in den Gruppen.

Die Ergebnisse des Werkstatttages sollen entsprechend den Wünschen der Teilnehmenden von der Planungsgruppe gesichtet, aufbereitet und veröffentlicht werden. In weiteren Veranstaltungsformaten und Initiativen, die im kommenden Jahr den Dialogprozess zum Thema Sexualisierte Gewalt in der Kirche fortsetzen sollen, werden sie aufgenommen und weiterentwickelt.