„Er hatte etwas Strahlendes“

Nachricht 25. November 2022

Zum Tod von Pastor i.R. Karsten Brauer

Foto: Andrea Hesse

Pastor i.R. Karsten Brauer, Pastoralpsychologe und Lehrsupervisor (DGfP, DGSv), ist am 8. November 2022 im Alter von 78 Jahren gestorben. Viele Menschen, Kolleginnen und Kollegen, die ihn gekannt haben und die er begleitet hat, trauern um ihn und sind voller Erinnerungen.

Zu seinen beiden beruflich wichtigsten Lebensphasen gehören sein Kollege Pastor i.R. Ulrich Schweingel im Gemeindepfarramt in Hannover-Limmer und Pastor i.R. Wolfgang Winter, Leiter seines Weiterbildungskurses zum Pastoralpsychologen in Göttingen.

Seit ihrem Dienstbeginn im Jahr 1973 waren Ulrich Schweingel und Karsten Brauer Kollegen. Unterschiedlich seien sie gewesen, aber dennoch immer gut miteinander klargekommen, erzählen Menschen, die sie gut kannten. Miteinander teilten sie Freud und auch großes Leid und blieben immer befreundet, auch als Karsten Brauer 1988 mit halber Stelle in die Immanuel-Kirchengemeinde in Laatzen wechselte und seine Weiterbildung zum Pastoralpsychologen abschloss.

Wolfgang Winter lernte er in seiner psychoanalytisch orientierten Weiterbildung, an der er von 1984 bis 1989 teilnahm, kennen. Weitere Teilnehmende und künftige Weggefährt:innen waren Hasso Mortzfeldt, Hans G. Isermeyer, Paul Gudowius, Wolfgang Mauritz, Sybille Kriebitzsch, Stefan Lorenz, Doris Janssen-Reschke, Herbert Westerkamp, Lothar Mischke, Dieter Große und Helmut Brendel.

Wolfgang Winter erlebte und schätzte Karsten Brauer als zupackenden Kollegen, als einen, der Probleme schnell ansprach und „dabei irgendwie auch noch etwas Strahlendes hatte“. Er konnte ihn noch während der Weiterbildungszeit für die Mitarbeit in der Vikariatsausbildung in Loccum gewinnen und erinnert sich gerne an gemeinsame Gänge und Gespräche im Loccumer Klosterwald.

Seine Abschlussarbeit, so Wolfgang Winter, schrieb Karsten Brauer über das Gute-Nacht-Gebet mit Kindern als Übergangsobjekt im Rahmen eines Eltern-Gesprächskreises zur religiösen Früherziehung in seiner Gemeinde. Dem neuen Denken im Dialog von Theologie und Psychoanalyse gegenüber (Winnicott, Kohut, Lorenzer u.a.) war Karsten Brauer sehr aufgeschlossen.

Mit halber Stelle übernahm Karsten Brauer später den Pastoralpsychologischen Dienst (PPD) im Sprengel Hildesheim, wechselte später für kurze Zeit nach Hannover und war mit seinem zweiten Stellenanteil mit großem Engagement in der Krankenhausseelsorge im Klinikum Agnes Karll tätig. Nach 2006 hatte er für einige Zeit die Leitung der psychoanalytisch orientierten Weiterbildung inne. Immer, so Wolfgang Winter, war Karsten Brauer bereit, über seine Stellenbeschreibung hinaus Verantwortung zu übernehmen.

2009 wechselte Karsten Brauer in den Ruhestand. Die Generation derjenigen, die aktuell im Pastoralpsychologischen Dienst der Landeskirche tätig sind, kennt ihn aus seiner Mitwirkung in der Weiterbildung von 2002 bis 2009. Jeweils fünf Jahre lang begleitete er die Teilnehmenden in ihrer Ausbildung in der Selbsterfahrung. Er sei für sie ein bedeutsamer Mensch gewesen, sagt eine Teilnehmerin und erinnert auch an seine zuverlässig alljährlich eintreffenden Weihnachtswünsche, die nun fehlen werden. Eine frühere Kollegin erinnert sich, dass sie ohne ihn und seine Impulse wohl kaum den Weg zur Pastoralpsychologie gefunden hätte. Auch Silke Kragt, die von Karsten Brauer die Beauftragung für den PPD im Sprengel Hildesheim-Göttingen und die Krankenhausseelsorge im Agnes-Karll-Klinikum übernahm, räumt Brauer einen wichtigen Platz in ihrem Leben ein, habe er ihr doch Mut gemacht, seine beiden Stellenanteile zu übernehmen.

Karsten Brauer erlebte schwere Zeiten: Viel zu früh verlor er seinen Vater, seine erste Frau und seinen jüngeren Sohn, hatte über lange Zeit mit einer schweren Erkrankung zu kämpfen. Zugleich war er glücklich mit denen, die nun zu seinem Leben gehörten, mit seiner Frau Beate, den Kindern und Enkeln. Er glaubte daran, dass Gottes Verheißung und Liebe ihn durch dieses Leben und hinein in ein neues Leben tragen würden.