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„Es geht um die Individualität“

Projektstellen sollen Hospizkultur in den Sprengeln implementieren

Friederike Busse (links) und Gunhild Junker tauschen sich im ZfSB zu den Anforderungen der Hospizarbeit aus. Foto: Andrea Hesse

Seit einem knappen Jahr ist Diakonin Gunhild Junker auf einer Projektstelle tätig: „Implementierung von Hospizkultur in der Hospizlandschaft Barsinghausen“ lautet der Titel dieser Stelle, die von der hannoverschen Landeskirche getragen wird. Junkers Aufgabe im Projektzeitraum von zwei Jahren ist es, Strukturen und Angebote aufzubauen: „Ich kümmere mich um die Frage, wie Seelsorge in die Hospizarbeit implementiert werden kann, um die Entwicklung von Angeboten, die dazu beitragen, dass sich jeder Gast im Hospiz im christlichen Sinne begleitet fühlt, um die Gestaltung des Andachtsraumes und um die Ausbildung von ehrenamtlich Mitarbeitenden.“

Für insgesamt sechs Projektstellen zur Implementierung von Hospizkultur stellt die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers Geld zu Verfügung; jeder Sprengel konnte eine solche Stelle einrichten. Junkers Aufgaben in Barsinghausen bauen auf Vorhandenem auf: Hier gibt es den Ambulanten Hospizdienst „Aufgefangen“, der seit mehr als 20 Jahren in der Region tätig ist, sowie ein stationäres Hospiz, das erst vor wenigen Monaten die Arbeit aufnahm. „Die Entscheidung, dass die Projektstelle im Sprengel Hannover in Barsinghausen eingerichtet wird, fiel in der Ephorenkonferenz“, berichtet Junker. Die beiden bereits vorhandenen Einrichtungen spielten dabei eine wichtige Rolle.

Gehört und begleitet

Vor ihrer Tätigkeit in Barsinghausen war Junker zehn Jahre lang als Klinikseelsorgerin im Klinikum Robert Koch in Gehrden tätig, hatte zuvor eine KSA-Seelsorgeausbildung absolviert und ist zudem ausgebildete Paar- und Lebensberaterin. „Ich möchte, dass jeder Gast im Hospiz und die An- und Zugehörige in ihrem Empfinden gehört und begleitet werden“, beschreibt sie ihre Haltung und Motivation in der Hospizseelsorge. „Es geht um die Anerkennung der Individualität und darum, dass die Mitarbeitenden im Hospiz sich darauf einstellen.“

Mit zehn Wochenstunden ist die Diakonin und Seelsorgerin in Barsinghausen tätig; ihr Büro hat sie in dem 1918 errichteten, wunderschönen Gebäude des Hospizes. Träger des Hauses ist der Verein für Gemeindediakonie im Diakonischen Werk evangelischer Kirchen in Niedersachsen (DWiN). Junker bemüht sich darum, ehrenamtlich Mitarbeitende für das stationäre Hospiz zu gewinnen und hat dort bereits einen Ausbildungskurs mit zwölf Teilnehmenden angeboten. Sie hat auch einen Notfallkoffer ausgestattet, der Pflegekräften und ehrenamtlich Tätigen im Haus zur Verfügung steht. „Dieser Koffer enthält ein Kreuz, ein evangelisches Pastorale mit Texten und Gebeten, ein Blatt mit Texten zur Aussegnung und ein Salböl“, erläutert Junker. In diesem Sommer wird sie auch in einem Qualitätszirkel zur Trauerarbeit mitwirken, bei dem es darum geht, Pflegekräften und ehrenamtlich Mitarbeitenden Kenntnisse und Material an die Hand zu geben.

Aufbau von Strukturen und Vernetzung

Friederike Busse, Beauftragte für Hospiz- und Palliativseelsorge im Zentrum für Seelsorge und Beratung und im DWiN verantwortlich für das Referat Hospiz- und Palliativarbeit, ist sehr froh über die Einrichtung der landeskirchlichen Projektstellen, bei deren Ausschreibung sie mitwirkte. „Der Auftrag wird in den Sprengeln ganz unterschiedlich wahrgenommen – die lokalen Stelleninhaber*innen füllen ihn jeweils orientiert an den Gegebenheiten vor Ort aus“, sagt sie. Überall aber geht es um den Aufbau von Strukturen und um Vernetzungsarbeit, wie sie Gunhild Junker in Barsinghausen leistet. „Ich wünsche mir sehr, dass die Kirchenkreise die Bedeutung dieser Arbeit erkennen und in die weitere Finanzierung dieser Stellen mit einsteigen“, hofft Busse.