Mit dem Zentrum für Seelsorge und Beratung der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers (ZfSB) qualifiziert und berät die Landeskirche beruflich und ehrenamtlich Mitarbeitende für die seelsorgliche und beratende Arbeit in Kirchengemeinden und anderen kirchlichen Handlungsfeldern. Zugleich werden die Seelsorge- und Beratungsfelder konzeptionell weiterentwickelt und miteinander vernetzt. Das Zentrum für Seelsorge und Beratung hat den Charakter eines Fachinstituts, das den Fachdiskurs innerhalb der Landeskirche sowie in den Bezügen der EKD gestaltet. Dadurch werden Seelsorge und Beratung als Grunddimensionen kirchlichen Handelns gestärkt und profiliert.
Zur Erfüllung seiner Aufgaben sucht das ZfSB das interdisziplinäre Gespräch mit Einrichtungen, Verbänden und Forschungsstätten, die in Praxis und Theorie mit seelsorge- und beratungsrelevanten Fragestellungen der Human- und Sozialwissenschaften befasst sind.
Eines der zentralen Anliegen des Zentrums für Seelsorge und Beratung ist die Bereitstellung der Grundausbildung in Seelsorge. Pastor:innen und Diakon:innen der hannoverschen Landeskirche sowie auch Mitarbeitende aus anderen kirchlichen Berufen erhalten hier die Möglichkeit, sich in diesem zentralen kirchlichen Feld weiterzubilden. Die Chance zum vertieften Seelsorge-Lernen besteht, unabhängig vom jeweiligen Arbeitsbereich, in der Kirchengemeinde ebenso wie auf einer Funktionsstelle. Alle Grundkurse der vier Seelsorgelinien sind anrechenbar für die Qualifikation in der Spezialseelsorge.
Jede der Seelsorgelinien arbeitet in ihrer Grundausbildung mit vergleichbaren Elementen: Die Berufspraxis der Teilnehmenden kommt in den Blick, einschlägige Seelsorgetheorie wird vermittelt, eigene Erfahrung und erworbenes Wissen reflektiert und an die Praxis der Kursteilnehmer:innen rückgebunden. Außerdem vermittelt jede Seelsorgelinie Grundwissen über die jeweils anderen seelsorglichen Ansätze und Methoden.
In der Grundausbildung nach dem Modell der Klinischen Seelsorge-Ausbildung/KSA lernen Pastor:innen, Diakon:innen und Mitarbeitende aus anderen kirchlichen Berufen nach dem Prinzip des Learning by Doing: Sie erleben sich im Praxisfeld Krankenhaus als Seelsorger:innen und reflektieren diese und andere Erfahrungen im Kurs unter anderem anhand von schriftlichen Protokollen, Selbsterfahrung und Theorieeinheiten. Eines ihrer leitenden Prinzipien ist das der Resonanz: Was löst das, was du mir sagst, bei mir aus – und wie bringe ich das kontaktfördernd in meine Seelsorge ein? Dieses kirchliche Ausbildungsmodell benutzt anlassbezogen und prozessorientiert unterschiedliche Theorien und Modelle aus der Psychologie, der Systemik und der Gruppendynamik.
Die tiefenpsychologisch orientierte Seelsorgeausbildung bietet die Möglichkeit, ein vertieftes Verständnis des eigenen seelsorglichen und pastoralen Handelns durch Theorie- und Praxisreflexion zu erarbeiten. Die Gruppe ist der wichtige Ort des Lernens. Hier finden Beziehungen statt, die ein Wahrnehmen des eigenen Erlebens ermöglichen und zur Reflexion auffordern. Weil die Gruppe mehr weiß als die oder der Einzelne, ist die regelmäßige Teilnahme an sogenannten Balintgruppen zentral; und weil wir „am Du zum Ich“ werden (Martin Buber), findet regelmäßig Selbsterfahrung in der Gruppe statt. Um für das seelsorgliche und pastorale Selbstverständnis Verstehens- und handlungsleitende Konzepte zu entwickeln, gehören regelmäßige Theorieeinheiten zur Ausbildung.
Basis der personzentrierten Seelsorgeausbildung (PzS) sind die Variablen von Empathie, Wertschätzung und Echtheit, die auf Carl R. Rogers (1902 – 1987) zurückgehen. Pastor:innen, Diakon:innen und beruflich Mitarbeitende üben in Langzeitfortbildungen interdisziplinär die personzentrierte Haltung ein. Dabei steht der Wille, andere und sich selbst besser zu verstehen, neben interdisziplinärem Lernen, dem Entdecken und Fördern von Ressourcen und dem Erfahrungsaustausch im Mittelpunkt. Kollegiale sowie audiodokumentierte Gespräche aus den jeweiligen Arbeitsfeldern werden kontinuierlich supervidiert. Arbeitsschwerpunkte sind des Weiteren der Dialog mit Theorien aus Psychologie, Soziologie und Neurowissenschaften, praktische Übungen und die Arbeit an der eigenen Person in Form von Selbsterfahrung.
Die systemische Seelsorgeausbildung vermittelt Grundzüge systemischen Denkens und Handelns und sucht sie für die seelsorgliche Praxis in Gemeinde und Spezialseelsorge fruchtbar zu machen. Sie verbindet Theorieelemente, Selbsterfahrung und das Erlernen systemischer Interventionsmethoden. Die Praxis systemisch orientierter Gesprächsführung wird vermittelt und intensiv geübt. Die Teilnehmenden lernen, Menschen in ihren Lebenszusammenhängen ressourcenorientiert zu begleiten und sich selbst im Kontext des eigenen Berufsfeldes und der eigenen Organisation zu verstehen. Ziel der Ausbildung ist es, einen eigenen Stil systemisch fundierter Seelsorge zu entwickeln und im je eigenen Berufsfeld umzusetzen.