„In der Medizinischen Hochschule komme ich an ein Bett, und es ist völlig offen, was passieren wird“, erzählt Pastorin Petra Eickhoff-Brummer. „Ich finde diese Offenheit wunderbar – sie hat eine große Ruhe und Tiefe. Es gibt keine Lösung, aber am Ende unseres Gespräches lächelt der todkranke Mann mich an. Dieses Gespräch hat einen Unterschied gemacht.“
Seit Oktober 2025 ist Eickhoff-Brummer zurück im Zentrum für Seelsorge und Beratung (ZfSB): Mit einer halben Stelle ist sie hier als Beauftragte für Krankenhausseelsorge tätig; mit ihrem zweiten Stellenanteil ist sie Teil des Seelsorge-Teams in der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). „So kann ich Theorie und Praxis verknüpfen“, sagt die Seelsorgerin, und man merkt ihr an, dass diese Verbindung genau das ist, was sie wollte. Hier der Blick auf die Meta-Ebene, die Entwicklung von Themen und Strukturen, die Fachberatung; dort die Arbeit am Krankenbett mit ihren spirituellen Elementen.
"Du hast es nicht in der Hand"
In der MHH sind viele Patient*innen schwerkrank; sie und ihre Angehörigen leben oft in einer sehr belastenden Situation. Bei den Besuchen der Seelsorger*innen geht es viel um das Aushalten und da Sein, ums Schweigen, aber auch darum, einen Ausdruck zu finden für das, was die Menschen bewegt. „Du hast es nicht in der Hand“, sagt Eickhoff-Brummer. „In der Offenheit für alles, was sich zeigt, am Bett zu sitzen, hat eine starke Erdung.“ Die Begegnungen in der Klinik seien von Offenheit und Freiheit geprägt: „Ich will nichts von den Menschen – das bestimmt, wie sie mir entgegentreten.“
Ihre jetzige geteilte Stelle sei ihr vor die Füße gefallen, sagt Eickhoff-Brummer und staunt immer noch ein bisschen darüber, wie sich alles gefügt hat. Seit Gründung des ZfSB im Jahr 2014 war sie hier mit dem Aufbau der Koordination der landeskirchlichen Supervision, später auch des Coachings, und als Beauftragte für Systemische Seelsorge tätig. Sie gründete das Netzwerk Systemik, etablierte verschiedene Langzeit-Weiterbildungsformate und entwickelte gemeinsam mit Marco Kosziollek, damals Pastor im Landesjugendpfarramt, die Peer-to-Peer-Seelsorge mit jungen Menschen.
Das Thema sexualisierte Gewalt ist eine Querschnittsaufgabe
2022 absolvierte Eickhoff-Brummer die Schulung zur Multiplikatorin in der Prävention sexualisierter Gewalt und schulte in der Folgezeit selbst alle in der Seelsorge tätigen Referent*innen und die Mitarbeitenden des ZfSB. Im Herbst 2024 wechselte sie dann in die landeskirchliche Fachstelle für Sexualisierte Gewalt.
„In dem Jahr in der Fachstelle habe ich Fachlichkeit und Sicherheit im Umgang mit dem Thema sexualisierte Gewalt gewonnen und werde auch zukünftig Anknüpfungspunkte mit der Fachstelle behalten“, so Eickhoff-Brummer. Sexualisierte Gewalt sei nach wie vor eines der relevantesten Themen für die Kirche und sie sei froh, das erworbene Wissen jetzt auch in die Krankenhausseelsorge eintragen zu können, z.B. in die Entwicklung von Schutzkonzepten. „Das Thema sexualisierte Gewalt ist eine Querschnittsaufgabe und die Grundsätze einer traumasensiblen Seelsorge gehören in allen seelsorglichen Arbeitsfeldern zur Alltagsprofessionalität.“
Freude über großen seelsorglichen Anteil
Mit ihrem Wechsel in die Krankenhausseelsorge im ZfSB geht Petra Eickhoff-Brummer „back to the roots“ und arbeitet nun unter einem Dach mit ihrer Vorgängerin und ihrer Nachfolgerin – in einer Person. Pastorin Heike Merzyn verantwortete vor ihr das Arbeitsfeld Krankenhausseelsorge und wechselte vor einigen Monaten in die Systemische Seelsorge und die Koordination von Supervision und Coaching. „Schon verrückt, dass Heike und ich die Stellen getauscht haben – sowas kannst du dir nicht ausdenken, das war nicht geplant“, sagt Eickhoff-Brummer. Sie sei froh, nun nicht mehr in der Verantwortung für eine Seelsorgelinie, die Systemische Seelsorge, zu stehen – und mindestens genauso froh darüber, dass der seelsorglich-praktische Anteil ihrer Tätigkeit nun deutlich höher ist als in ihren früheren Beauftragungen.