Notfallseelsorge hilft in Hochwassergebieten

Nachricht 05. Januar 2024

"Einfach da und gesprächsbereit sein"

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Pastor Hans Jürgen Bollmann

Die Notfallseelsorge unterstützt Anwohner*innen und Einsatzkräfte in niedersächsischen Hochwassergebieten. „Wir machen Angebote, drängen uns aber nicht auf“, sagt Pastor Hans-Jürgen Bollmann, Beauftragter für Notfallseelsorge im Sprengel Stade. Aktuell gehe es im stark betroffenen Gebiet von Wörpe und Wümme in und um Lilienthal nordöstlich von Bremen beispielsweise um die Frage, wie Menschen begleitet werden könnten, die bei der Rückkehr in ihr Haus erschüttert vor den Schäden stünden und nicht sofort wieder einziehen könnten.

Wichtig sei es, einfach da und gesprächsbereit zu sein, wie es beispielsweise zusammen mit Engagierten des Deutschen Roten Kreuzes in der Lilienthaler Notunterkunft der Fall gewesen sei, führt Bollmann aus. Über einen Messenger-Dienst habe man überdies Ferienhäuser und Ferienwohnungen für Menschen, die ihre Häuser verlassen mussten, gesucht und auch gefunden. „Dass jemand da ist, dass es das Angebot gibt, das ist am wichtigsten“, betont Bollmann.

Auch Einsatzkräfte sind im Blick

Auch für Einsatzkräfte sei eine psychosoziale Notfallversorgung organisiert, die bei Bedarf genutzt werden könne, sagt der Beauftragte. Im Blick seien auch in der Landwirtschaft Tätige, die teils rund um die Uhr im Kampf gegen das Hochwasser im Einsatz sind. „Da ist es wichtig, dass es Schichten gibt, damit sich die Leute in ihrem Engagement nicht verzehren“: Die Notfallseelsorge unterstütze Betroffene darin, mit gutem Gewissen Pausen zu machen.

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil hat unterdessen an die Unternehmen im Land appelliert, ihre ehrenamtlich im Hochwasserschutz tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiterhin für diese Aufgabe freizustellen. „Viele dieser Menschen arbeiten schon tagelang mit Billigung ihrer Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber gegen die Wasserfluten an“, sagte Weil am Mittwoch in Hannover. Dieses Engagement werde leider auch noch in den nächsten Tagen und Wochen benötigt, wenn die Arbeit in den Unternehmen nach der Weihnachtspause wieder Fahrt aufnehme.

Rund 120.000 Ehrenamtliche im Einsatz

Weil sprach von rund 120.000 Ehrenamtlichen, vor allem aus den Freiwilligen Feuerwehren, aber auch von Hilfsorganisationen, aus dem Technischen Hilfswerk und der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG).

„Mir tut es um jeden Menschen leid, der gezwungen ist, sein Haus oder seine Wohnung zu verlassen“, sagte Weil. Hiervon betroffen seien aktuell allerdings deutlich weniger als 2.000 Menschen. Gemessen an dem, was hätte passieren können, halte sich diese Zahl dank des Engagements der zahlreichen Freiwilligen noch in Grenzen.

Wetterereignisse wie das aktuelle Hochwasser zeigten, wie dringlich es sei, das Klima zu schützen, fügte Weil hinzu. Die Politik dürfe beim Klimaschutz nicht nachlassen, sondern müsse ihn noch verstärken.

Quelle: epd Niedersachsen/Bremen