Seelsorge unter Jugendlichen

Nachricht 26. Februar 2024

Drei Fragen an Diakonin Sonja Winterhoff

Diakonin Sonja Winterhoff

Zuhören, reden, trösten – all das leisten jugendliche Teamerinnen und Teamer, die sich ehrenamtlich in der evangelischen Jugendarbeit engagieren, sagt Diakonin Sonja Winterhoff. Damit sie dafür ein Rüstzeug bekommen, schult Winterhoff sie, unter anderem im Rahmen der Juleica-Ausbildung. Im Zentrum für Seelsorge und Beratung der hannoverschen Landeskirche und in Kooperation mit dem Landesjugendpfarramt Hannover gibt sie auch beruflich tätigen Pastorinnen, Sozialarbeitern und Diakoninnen Fortbildungen, die wiederum Jugendlichen die notwendigen Kompetenzen für die Peer-to-Peer-Seelsorge vermitteln. Mit Sonja Winterhoff hat die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers erstmals eine Beauftragte für die Peer-to-Peer-Seelsorge.

Frau Winterhoff, was genau ist Peer-to-Peer-Seelsorge?

Peer-to-Peer heißt „Gleiche unter Gleichen“ oder Ebenbürtige. In der Seelsorge heißt das „Jugendliche unter Jugendlichen“. Diese Form der Seelsorge kommt dort zum Tragen, wo Jugendliche und junge Erwachsene mit Gleichaltrigen oder Jüngeren arbeiten. Diese Teamenden, die in der kirchlichen Jugendarbeit unterwegs sind, sollen sich Kindern und Jugendlichen sensibilisiert zuwenden, ihnen zuhören, sie trösten, begleiten und gemeinsam schauen, was hilft und guttut. Das dockt im Seelsorgebereich daran an, dass alle Getauften aufgerufen sind, sich Christinnen und Christen in Nächstenliebe zuzuwenden.

In welchen Fällen findet die Peer-to-Peer-Seelsorge statt?

Häufig sind Teamerinnen und Teamer zum Beispiel auf Freizeiten erste Ansprechpersonen. Eine konkrete Situation könnte zum Beispiel sein, dass eine Teilnehmerin auf einer Konfifreizeit weint und sich die Teamerin, die diese Freizeit begleitet, zu ihr setzt. Dann erzählt die Teilnehmerin von ihren Sorgen zu Hause und dass sich die Eltern scheiden lassen. Da entsteht aus der Situation heraus ein seelsorgliches Gespräch.

Wie können die jugendlichen Teamerinnen und Teamer darin geschult werden?

Es geht darum, die Teamenden in ihrer Situation als ehrenamtlich Tätige zu stärken. Wir machen sie sensibel für Fragen wie „Was kann ich machen? Was ist hilfreich, was ist weniger hilfreich?“. Bei Jugendlichen entsteht viel Stress, wenn zum Beispiel ein Kind weint, und sie unbedingt richtig handeln wollen. Dabei gibt es gar kein Richtig oder Falsch. Es geht darum, sich zuzuwenden und eine Idee vom möglichen Verhalten zu haben: „Wie kann ich reagieren?“, aber auch „Wo gebe ich ab, wo sind Grenzen?“

Die Teamenden bekommen in unseren Schulungen vermittelt, wie sie für andere da sein, sich aber auch selbst schützen können. Ein Basismodul docken wir an das Alter an, wo man die Juleica, die Jugendleiter*innen-Card, schult. Das ist ab dem 16. Lebensjahr. Darauf baut ein Aufbaumodul auf. Da werden Techniken der Gesprächsführung vermittelt und reflektiert. Es ist auch wichtig, dass die Jugendlichen ein Gefühl dafür bekommen, wann die Grenzen der Ehrenamtlichkeit erreicht sind und sie eine oder einen beruflich Tätigen, also Diakon, Pastorin oder Sozialarbeiterin dazuholen sollten. 

epd-Gespräch: Sonja Scheller