Kollekte des Eröffnungsgottesdienstes

Nachricht 26. Juni 2014

"Ein großer Reichtum an Kultur und Wissen"

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Dr. Gisela Penteker und Martin Bergau nutzten die Übergabe der Kollekte für ein Gespräch über die Arbeit des NTFN.

Kollekte des Eröffnungsgottesdienstes geht ans Netzwerk für traumatisierte Flüchtlinge in Niedersachsen

Rund 800 Euro erbrachte die Kollekte des Festgottesdienstes, der am 19. Juni zur Eröffnung des Zentrums für Seelsorge gefeiert wurde; etwa 200 Besucherinnen und Besucher konnte Direktor Martin Bergau zu diesem Gottesdienst begrüßen. Einige Tage später übergab er die Kollekte an Dr. Gisela Penteker, Vorstandsmitglied des Netzwerkes für traumatisierte Flüchtlinge in Niedersachsen (NTFN e.V.). Das Netzwerk war zuvor von den Mitarbeitenden des Zentrums für Seelsorge als Empfänger der Kollekte bestimmt worden.

Das NTFN hat seinen Sitz an der Marienstraße 28 in Hannover; dort betreibt es ein Psychosoziales Behandlungszentrum für Flüchtlinge. Dieses Zentrum ist im Rahmen einer ehrenamtlichen Initiative mit Unterstützung des Flüchtlingsrates Niedersachsen entstanden; unterstützt wird es darüber hinaus unter anderem von Amnesty International, der Psychotherapeutenkammer Niedersachsen und der Bezirksstelle Hannover der Ärztekammer Niedersachsen. Schirmherrin ist die niedersächsische Ministerin für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, Cornelia Rundt.

Hauptprobleme der Flüchtlinge, die beim Netzwerk Hilfe und Begleitung finden, sind Traumatisierungen und Depressionen, Sucht und Antriebsarmut. „Häufig gibt es darüber hinaus Sprachprobleme, bei deren Lösung uns unter anderem das Ethnomedizinische Institut unterstützt“, berichtet Gisela Penteker. Schwierig sei es auch, Therapeuten zu finden, die mithilfe eines Dolmetschers arbeiten. Die Kollekte des Festgottesdienstes soll ausschließlich zur Finanzierung von Dolmetschern verwendet werden.

„Für viele der Flüchtlinge ist es schon etwas ganz Besonderes, dass sie überhaupt angehört werden, dass sich jemand für ihr Schicksal interessiert und ihnen zuhört“, sagt Gisela Penteker, die als Medizinerin ehrenamtlich im NTFN arbeitet. Hier sieht Martin Bergau einen engen Bezug zur Seelsorge: „Das eröffnende Gespräch ist als Akt der Zuwendung in der Seelsorge ebenso zentral wie in der Beratung“, sagt er. „Seelsorge ist Begegnung und Beziehungsarbeit.“

Die Nachfrage nach Beratung, Begleitung und Therapie im NTFN ist stetig steigend: Mehr als 50 Kontakte werden hier monatlich registriert. Die Aufnahmebehörden des Landes Niedersachsen verweisen traumatisierte Flüchtlinge an das Netzwerk, das zweimal wöchentlich eine offene Sprechstunde anbietet. „Wir führen immer wieder bewegende Gespräche, in denen ein großer Reichtum an Kultur und Wissen und der dringende Wunsch, in der neuen Umgebung zurechtzukommen, aufscheinen“, erzählt Gisela Penteker. Auch Schulungen, Tagungen, Vorträge und Supervision bietet das Netzwerk an, eine entsprechende Nachfrage ist vorhanden.

„Unser Ziel ist es, dass das Land Niedersachsen über die Anschubfinanzierung hinaus dieses Angebot in finanziell sichere Bahnen lenkt“, sagt Gisela Penteker. Dann könnte auch die Arbeit der Psychologischen Psychotherapeutin Frauke Baller im Zentrum abgesichert werden; bislang ist ihr Vertrag befristet. Angesichts der wachsenden Zahl von Flüchtlingen, die oftmals direkt aus Bürgerkriegsgebieten nach Niedersachsen kommen, ist die Sicherung der Arbeit, die im NTFN geleistet wird, dringend nötig – in anderen Bundesländern gibt es bereits durch Landesmittel finanzierte Psychosoziale Behandlungszentren für traumatisierte Flüchtlinge.