1.638 Mal Hilfe im Notfall

Nachricht 15. März 2021

Einsatzzahlen der Notfallseelsorge auf hohem Niveau

Die deutlich überwiegende Zahl der Einsätze der Notfallseelsorge findet im sogenannten innerhäuslichen Bereich statt. Foto: Akademie der Versicherer im Raum der Kirchen

„Unsere Einsatzzahlen bewegen sich auf einem sehr hohen Niveau – trotz eines leichten Rückgangs im Jahr 2020“, sagt Joachim Wittchen, landeskirchlicher Beauftragter für die Notfallseelsorge (NFS) am Zentrum für Seelsorge und Beratung in Hannover. Er stellte jetzt die Zahlen des Jahres 2020 vor: In insgesamt 1.638 Einsätzen leisteten Seelsorgerinnen und Seelsorger Hilfe im Notfall. 1.337 dieser Einsätze und damit mehr als 81 Prozent fanden im sogenannten innerhäuslichen Bereich statt.

„Wie auf vielen anderen Feldern auch, wurde und wird unsere Arbeit durch die Covid-19-Pandemie erschwert“, berichtet Wittchen. „Die Maske und der notwendige Abstand schaffen in einer Begleitungssituation eine große Distanz zwischen uns und den Betroffenen.“ Fast immer würden die Sicherheitsmaßnahmen jedoch akzeptiert; ihm selbst seien keine Fälle von Ablehnung bekannt.

Im ersten Lockdown im Frühjahr 2020 sei ein Rückgang bei den Alarmierungen der Notfallseelsorge festgestellt worden, berichtet Wittchen weiter: „Wir wurden nur dann gerufen, wenn es als absolut dringlich angesehen wurde. Sicher hatte das damit zu tun, dass Leitstellen, Rettungsdienste und Polizei nicht zusätzliche Menschen einer möglichen Ansteckung aussetzen wollten – zu diesem Zeitpunkt wussten wir alle ja noch wenig über das Virus.“ Der Rückgang der Einsatzzahlen wurde im Laufe des Jahres wieder aufgeholt: Die Summe der 2020 erfassten Einsätze bewegt sich auf dem Niveau der Vorjahre 2016 bis 2019.

Foto: Akademie der Versicherer im Raum der Kirchen

Die Notfallseelsorge in der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers ist in 51 Systemen organisiert; in den meisten Fällen entsprechen diese Systeme dem Zuschnitt der Kirchenkreise. In den 49 Systemen, deren Zahlen für 2020 ausgewertet wurden, engagieren sich 795 hauptamtlich Tätige (überwiegend Pastor*innen und Diakon*innen) und 128 ausgebildete ehrenamtlich Tätige. „Wir legen großen Wert darauf, dass unsere Mitarbeitenden sorgfältig ausgebildet sind und insbesondere die ehrenamtlichen Kräfte vor Ort gut begleitet werden“, sagt Joachim Wittchen. Die Motivation für eine ehrenamtliche Mitarbeit in dem anspruchsvollen Arbeitsfeld Notfallseelsorge sei sehr vielschichtig: Oftmals wollten Menschen im Ruhestand noch einmal etwas Sinnvolles tun, sich in jüngeren Jahren persönlich verändern oder ihre Zeit in den Dienst einer guten Sache stellen. „Wir führen intensive Eingangs- und Zulassungsgespräche, bieten entsprechend der Vorbildung und der Vorkenntnisse spezielle Kursangebote und arbeiten eng mit anderen seelsorglichen Arbeitsfeldern im Zentrum für Seelsorge und Beratung, mit der Landeskirche und den katholischen Bistümern zusammen“, beschreibt Wittchen die Qualitätssicherung in der Notfallseelsorge.

„Im Zentrum für Seelsorge u. Beratung haben wir sehr früh und in Abstimmung mit den Verantwortlichen im Landeskirchenamt Handlungsempfehlungen für die Notfallseelsorge herausgegeben, die als sehr hilfreich empfunden wurden“, schildert Wittchen den Umgang mit der Pandemiesituation. Dennoch: Natürlich gebe es bei Notfalleinsätzen ein Restrisiko, das jedoch auch bei Trauergesprächen oder anderen seelsorglichen Begegnungen nicht vermieden werden könne, ebenso wie beim Einkaufen oder bei der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel. Einige wenige Mitarbeitende, die selbst zu einer Risikogruppe gehören, hätten sich vorübergehend aus der Notfallseelsorge zurückgezogen – eine Entscheidung, die selbstverständlich von den Teams akzeptiert werde.

NFS-Einsätze im Zusammenhang mit Covid-19-Verstorbenen seien ihm nicht bekannt, berichtet der landeskirchliche Beauftragte abschließend. Natürlich höre er aber von Fällen in den Kirchengemeinden, in Altenhilfeeinrichtungen und im persönlichen Umfeld von Kolleginnen und Kollegen. „Wir hoffen auf eine Verbesserung der Lage durch die Impfungen und auch darauf, dass wir durch wachsende Testkapazitäten unsere Fortbildungsveranstaltungen bald wieder analog durchführen können.“