„Es war ein Geschenk für mich“

Nachricht 03. August 2021

Matthias Wille wurde in den Ruhestand verabschiedet

Nach rund zehn Jahren als Leiter der Telefonseelsorge und des Pastoralpsychologischen Dienstes in Osnabrück wurde Matthias Wille in den Ruhestand verabschiedet. Foto: Friedemann Keller

Gut zehn Jahre lang leitete Pastor Matthias Wille die Telefonseelsorge der Diakonie in Osnabrück sowie den Pastoralpsychologischen Dienst im Sprengel Osnabrück. Mitte Juli wurde er nun in einem Gottesdienst in St. Katharinen von Angela Grimm, Direktorin des Zentrums für Seelsorge und Beratung (ZfSB) der hannoverschen Landeskirche, sowie Christiane Mollenhauer, Geschäftsführerin der Diakonie Osnabrück, in den Ruhestand verabschiedet.

In der Telefonseelsorge war Wille für die Aus- und Fortbildung von rund 75 ehrenamtlich Tätigen verantwortlich; ebenso für ihre regelmäßige Begleitung, unter anderem im Rahmen von Gruppensupervisionen. Im Pastoralpsychologischen Dienst (PPD) war der ausgebildete Supervisor und Coach Ansprechpartner für beruflich Tätige im kirchlichen Dienst, bot für sie Supervision in verschiedenen Formaten und Balintgruppen an. „In beiden Aufgabenfeldern geht es um persönliches Lernen und Wachsen in einer Gruppe“, sagt Wille. „Das miterleben und begleiten zu dürfen, war für mich ein Geschenk.“

Natürlich brauche auch Seelsorge Qualifikation, betont Matthias Wille. Der Bedarf, die Zielgruppen und auch die Formate änderten sich, dies hätten Seelsorgerinnen und Seelsorger insbesondere während der Pandemie erfahren. Sehr bewusst engagierte sich Wille in den zurückliegenden Jahren auch dafür, gute Rahmenbedingungen und „Wohlfühlräume“ für ehrenamtlich Tätige zu schaffen: „Die Telefonseelsorge arbeitet anonym, die Wertschätzung muss sich also in der Institution selbst und im guten Miteinander in den Gruppen entfalten. Dafür sind auch die äußeren Rahmenbedingungen entscheidend.“

Die Corona-Krise erlebten Wille und sein Team in der Telefonseelsorge als besondere Herausforderung: „Die Pandemie wirkte wie ein Verstärker für Gefühle, die auch vorher schon da waren – Depression, Angst, Einsamkeit.“ Dank der großen Solidarität und Einsatzbereitschaft im Kreis der ehrenamtlich Tätigen und des Organisationstalents des Leiters konnte die gestiegene Zahl der Anrufe dennoch gut bewältigt werden. Und auch die noch junge, 2019 begonnene Chat-Seelsorge habe geholfen: „Von jährlich 10.000 Seelsorgegesprächen sind inzwischen 1.000 Live-Chats. Das klingt noch nicht viel, aber innerhalb eines Jahres hat sich die Zahl dieser Chats verdoppelt.“ Mittlerweile ist auch die Qualifizierung der Mitarbeitenden für diese Form der Seelsorge in die Ausbildung integriert.

„Das Haus ist bestellt und für mich ist nun ein guter Zeitpunkt zum Gehen“, stellte Wille während seiner Verabschiedung fest. Er freue sich auf mehr freie Zeit, vielleicht ein neues Hobby und auch darauf, Verantwortung abzugeben: „Ich kann ganz gut in der hinteren Reihe sitzen.“