Wer ist drinnen, wer ist draußen? Und was bedeutet es, drinnen oder draußen zu sein? Diese Fragen umrissen den Rahmen des Gottesdienstes, in dem Pastor Axel Kawalla jetzt aus seinem Dienst als landeskirchlicher Beauftragter für Queere Seelsorge verabschiedet wurde. Zum 1. September hatte Kawalla eine neue Stelle als Gemeindepastor in der St.-Andreas-Gemeinde in Hildesheim angetreten.
Seit Herbst 2014 gehörte Axel Kawalla dem damals neu gegründeten Zentrum für Seelsorge (ZfS) in Hannover als Beauftragter für HIV- und AIDS-Seelsorge an. Mit Gottesdiensten, Aktionen, Kunstprojekten und als Netzwerker sorgte er dafür, dass dieses Arbeitsfeld in die Landeskirche hineinwirkte – und bei anderen Akteur*innen im Thema Anerkennung und Unterstützung fand. Im Herbst 2019 nahm Kawalla sich Zeit für ein dreimonatiges Studiensemester in der lutherischen Kirchengemeinde in Greenwich Village, New York. Unter dem Titel „Manhattanaxel“ schrieb er damals in loser Folge über seine Erlebnisse und Erfahrungen in New York und ließ die Kolleg*innen im ZfS und andere Interessierte daran teilhaben.
Im vergangenen Jahr begann Kawalla mit Überlegungen, den Schwerpunkt in seiner landeskirchlichen Beauftragung anders zu setzen. In Abstimmung mit Angela Grimm, Direktorin des Zentrums für Seelsorge und Beratung (zwischenzeitlich wurde die Einrichtung umbenannt), und dem Referat Seelsorge im Landeskirchenamt entwickelte er ein Konzept für eine Queere Seelsorge, für eine Seelsorge also, die alle Menschen in ihrer weiten sexuellen und geschlechtlichen Vielfalt ansprechen will. Seit 1. Januar 2021 war Axel Kawalla Beauftragter für Queere Seelsorge – und damit bundesweit der erste seiner Art.
„Queere Seelsorge trägt dazu bei, sexuelle und geschlechtliche Vielfalt als Bestandteil von Gottes Schöpfung und als Ausdruck der Vielfalt aller Christ*innen zu bergreifen“, erklärt Kawalla sein Konzept für dieses Arbeitsfeld. „Diese Vielfalt bereichert die Kirche als Leib Christi – dazu möchte die Queere Seelsorge ermutigen.“
„Sie haben sich auf die Suche gemacht nach einer Sprache, die Menschen fühlen lässt, dass sie angenommen werden“, dankte Angela Grimm, Direktorin des ZfSB, Axel Kawalla für seine Tätigkeit. „Sie leben eine Kirche für alle Menschen – danke für Ihr kreatives Engagement!“
Oberkirchenrat Frank Christian Brosch vom Kuratorium des ZfSB dankte Kawalla für seinen besonderen, unkonventionellen Blick auf die Seelsorge: Dieser Blick umfasse auch ganz andere als die althergebrachten Arbeitsfelder. Großen Dank gab es auch von Aktiven der queeren Comunity in Hannover: „Wir haben hier die erste Queere Seelsorge bundesweit und es ist etwas Besonderes, dass ein Cis-Hetero-Mann das durchgesetzt hat.“
„Ohne all diese Menschen wär‘ das alles nix geworden“, gab Kawalla selbst den Dank zurück. „Gemeinsam haben wir Türen geöffnet und ich hoffe, dass sie offen bleiben werden.“