Es braucht das Ringen ums Verstehen
„Queer“ wird meist als Container-Begriff verwendet. Er beschreibt Menschen, die nicht heterosexuell und / oder nicht in ihrem Geburtsgeschlecht leben oder mit männlich und weiblich konnotierten Geschlechtsmerkmalen geboren wurden. Und er wird sehr individuell ausgelegt und mit Leben gefüllt. Eine lesbische Frau z. B. kann sich als queer verstehen oder ein intersexueller Mensch, der einen transgeschlechtlichen Mann liebt.
Gott drückt sich in allen Menschen aus, männlich und weiblich, intergeschlechtlich und genderfluid. Und seine Liebe kennt deutlich weniger Grenzen – falls sie denn überhaupt welche kennt – als unser Denken.
Das Seelsorgeangebot ist die Kernaufgabe dieser Beauftragung. Zuhören, Gehörtes zusammen aushalten oder sich darüber freuen und es sortieren, einander begleiten, vielleicht auch zusammen beten, Segen empfangen. Und dabei weitere Potentiale wahrnehmen: Wo sind Bedürfnisse, was kann getan werden? Aufklärung und Befähigung: Warum fühlen sich manche Menschen ausgeschlossen, wenn die Männer im Psalmengebet beginnen und die Frauen mit den eingerückten Versen antworten? Und wie können wir einen Kasualgottesdienst anlässlich einer Transition begehen? Und feiern: Gottesdienste zu queeren Anlässen wie dem Christopher Street Day, zum Transgender Day of Remembrance, Kasualien in queeren Kontexten …
Natürlich braucht diese Stelle auch eine theologische Grundlage. Es hilft nichts, einander Bibelstellen nur vorzulesen, gar um die Ohren zu hauen, um die eigene Einstellung zu stützen – vielmehr braucht es ein Ringen ums Verstehen, einen ergebnisoffenen Diskurs und dann Pflöcke, die wir einschlagen: Hinter diese Erkenntnis gehen wir nicht zurück.