Queersensible Seelsorge und Beratung

Es braucht das Ringen ums Verstehen

„Queer“ wird meist als Container-Begriff verwendet. Er beschreibt Menschen, die nicht heterosexuell und / oder nicht in ihrem Geburtsgeschlecht leben oder mit männlich und weiblich konnotierten Geschlechtsmerkmalen geboren wurden. Und er wird sehr individuell ausgelegt und mit Leben gefüllt. Eine lesbische Frau z. B. kann sich als queer verstehen oder ein intersexueller Mensch, der einen transgeschlechtlichen Mann liebt.

Gott drückt sich in allen Menschen aus, männlich und weiblich, intergeschlechtlich und genderfluid. Und seine Liebe kennt deutlich weniger Grenzen – falls sie denn überhaupt welche kennt – als unser Denken.

Das Seelsorgeangebot ist die Kernaufgabe dieser Beauftragung. Zuhören, Gehörtes zusammen aushalten oder sich darüber freuen und es sortieren, einander begleiten, vielleicht auch zusammen beten, Segen empfangen. Und dabei weitere Potentiale wahrnehmen: Wo sind Bedürfnisse, was kann getan werden? Aufklärung und Befähigung: Warum fühlen sich manche Menschen ausgeschlossen, wenn die Männer im Psalmengebet beginnen und die Frauen mit den eingerückten Versen antworten? Und wie können wir einen Kasualgottesdienst anlässlich einer Transition begehen? Und feiern: Gottesdienste zu queeren Anlässen wie dem Christopher Street Day, zum Transgender Day of Remembrance, Kasualien in queeren Kontexten …

Natürlich braucht diese Stelle auch eine theologische Grundlage. Es hilft nichts, einander Bibelstellen nur vorzulesen, gar um die Ohren zu hauen, um die eigene Einstellung zu stützen – vielmehr braucht es ein Ringen ums Verstehen, einen ergebnisoffenen Diskurs und dann Pflöcke, die wir einschlagen: Hinter diese Erkenntnis gehen wir nicht zurück.

Ökumenisch, politisch, für alle: queere Gottesdienste für Hannover und drumrum

An (möglichst) jedem ersten Dienstag im Monat werden in und um Hannover an wechselnden Orten queere Gottesdienste gefeiert. Vorbereitet werden diese Gottesdienste von einem ökumenischen Team; eingeladen sind alle interessierten Menschen.

In den kommenden beiden Gottesdiensten im September und Oktober geht es um Bibelstellen, die häufig gegen queeres Leben angeführt werden. Sind sie wirklich so gemeint? Wir schauen auf historische Kontexte und Auslegungstraditionen und prüfen: Wird Queerness in der Bibel wirklich verurteilt? Und wir kommen miteinander ins Gespräch: Welche Erfahrungen hast du mit der Bibel? Und wie verstehst du sie?

Im ersten Gottesdienst wird der Schwerpunkt auf dem Ersten Testament liegen, im Zweiten vor allem auf Paulus.

  • Dienstag, 3. September 2024, 19.00 Uhr: „Bibellabor"
    Im Ersten Testament gibt es einige Bibelstellen, die queeren Menschen manchmal entgegengeschleudert werden: Ein Mann soll nicht bei einem Manne liegen wie bei einer Frau, das sei ein Gräuel. Oder: Ein Mann soll keine Frauenkleidung tragen, auch das sei ein Gräuel. Das klingt erst einmal hart. Aber vielleicht können diese Stellen in einem anderen Licht erscheinen, wenn wir den Zeitgeist ihrer Entstehungszeit hinzufügen, die Auslegungstradition mal wegdenken und die oft hitzig geführten Debatten um diese Stellen mit gesundem Menschenverstand und ein wenig Nächstenliebe anreichern.  Es gibt nie nur eine Lösung!
    Kapelle und Café TABOR, Hildesheimer Straße 32, 30169 Hannover 
  • Dienstag, 1. Oktober 2024, 19.00 Uhr: „Mit Paulus queer durchs Mittelmeer"
    Der Sommer ist nun schon vorüber, aber das soll uns nicht abhalten, gedanklich ans Mittelmeer zu reisen und Paulus auf seinen Missionsfahrten zu folgen. Unterwegs hat er immer wieder Briefe geschrieben an die Gemeinden, die er schon gegründet hatte, und da findet sich so manches, bei dem queere Menschen denken können: „Moment mal, hast du das wirklich so gemeint?“ Also blättern wir noch einmal nach, kommen mit den Briefen und über sie ins Gespräch und segeln quer und queer von Korinth nach Rom.
    Petrikirche, Fichtestraße 2, 30625 Hannover 
  • Dienstag, 5. November 2024, 19.00 Uhr: Gottesdienst zum SBBG 
    Haus kirchlicher Dienste, Archivstraße 3, 30169 Hannover
  • Dienstag, 3. Dezember 2024, 19.00 Uhr: Gottesdienst zum Welt-AIDS-Tag und zum Advent
    ka:punkt, Grupenstraße 8, 30159 Hannover

Vielschichtigkeit und Lebensrealitäten

Die Katholische Akademie des Bistums Hildesheim lädt in Kooperation mit der Stadt Hannover zu dem Workshop „Vielschichtigkeit von Queerness und intersektionale Lebensrealitäten innerhalb der queeren Community" ein.  Der Workshop findet am 26. September 2024 von 15-19 Uhr im Stadtteilzentrum Lister Turm, Walderseestraße 100 in Hannover statt. 

Wer queer* ist, erlebt immer wieder Diskriminierung. Kommen weitere Faktoren wie Migrationsbiografie oder Behinderung hinzu, bedeutet dies auch zusätzliche Diskriminierungserfahrungen. Man spricht hier von Intersektionalität: dem Zusammenwirken mehrerer Unterdrückungsmechanismen. In vielen Situationen stoßen Betroffene auf Unverständnis und mangelnde Sensibilität für ihre Lebensrealitäten.

Der Workshop richtet sich an Engagierte und Mitarbeitende im sozialen, gesellschaftlichen und öffentlichen Bereich sowie an Interessierte, die ein tieferes Verständnis von Diskriminierungsformen erlangen wollen, um diesen aktiv entgegenzuwirken. Er ist eine Einladung und Gelegenheit, das Wissen zum Themenfeld Queer jenseits von vereinfachten Bildern zu erweitern und zu einer gerechteren und inklusiveren Gesellschaft beizutragen.

Download Flyer

Zur Anmeldung

Ihr Ansprechpartner

Pastor Theodor Adam
Mobil: 01520 3858408

Landeskirchlicher Beauftragter für Queer-sensible Seelsorge und Beratung

Ihre Ansprechperson

Pfarrperson Sonja Thomaier

Beauftragt zur ehrenamtlichen Mitarbeit in der Queersensiblen Seelsorge und Beratung