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Foto: Andrea Hesse

Ist Seelsorge zu sehr Krisenintervention?

Nachricht 26. Januar 2017

Seelsorge im Gesundheitswesen muss sich stärker vernetzen

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Pastor Lars Wißmann

Eine stärkere Vernetzung von Gemeinde- und Sonderseelsorge haben die Mitglieder der „Konferenz für Seelsorge im Gesundheitswesen“ während ihrer Sitzung Mitte Januar im Zentrum für Seelsorge als Ziel formuliert. Während in der Kirchengemeinde viele Begegnungen dank des Engagements von Pastorinnen und Pastoren, Diakoninnen und Diakonen immer auch eine seelsorgliche Dimension hätten, fokussiere die Sonderseelsorge die Gespräche deutlich strenger inhaltlich.

Aufgrund der gesellschaftlichen Entwicklungen wie Mitgliederrückgang oder Säkularisierung würden immer mehr gesellschaftliche Orte entdeckt, an denen bisher keine oder zu wenig Seelsorge präsent sei, stellte die Konferenz fest: in der Freizeit, im Familienleben, in der Arbeitswelt. Bei Amtshandlungen, im Krankenhaus und im Notfall gebe es kirchliche Angebote, im „normalen Leben jenseits der großen Krisen“ aber brauche es auch Seelsorge.

Selbstkritisch stellten sich die Mitglieder der Konferenz die Frage: Ist Seelsorge zu sehr zu einer Krisenintervention geworden? Vor dem Hintergrund dieser Frage wurden sie sich schnell einig darin, stärker Gemeinwesen-orientiert denken und arbeiten zu müssen. 

„Ganz konkret muss seitens der Seelsorge stärker mit der Diakonie, den Beratungsstellen und Familienzentren zusammengearbeitet werden“, fasst Pastor Lars Wißmann, Geschäftsführer der Konferenz für Seelsorge im Gesundheitswesen, die Diskussionen zusammen. „Darüber hinaus braucht es neue Modelle von Seelsorge“, sagt Oberkirchenrätin Susanne Kruse-Joost, zuständige Referentin im Landeskirchenamt der hannoverschen Landeskirche.  „Denn Seelsorge geschieht hier und jetzt.“

Die Konferenz für Seelsorge im Gesundheitswesen wurde vor zwei Jahren gegründet und vereint mehrere große Arbeitsfelder der Sonderseelsorge im Zentrum für Seelsorge. Die Konferenz tritt dreimal jährlich zusammen. Ihre Aufgabe ist die Bündelung fachlicher und organisatorischer Fragen, die für kirchliche Seelsorge in unterschiedlichen Feldern des Gesundheitswesens wichtig sind.