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Foto: Andrea Hesse

Perlen im Berufsalltag

Nachricht 08. März 2017

Kirchenkreiskonferenz besucht das Zentrum für Seelsorge

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Martin Bergau stellte den Gästen aus Burgwedel-Langenhagen die Arbeitsfelder im ZfS und ihre Fortbildungsangebote vor. Foto: Andrea Hesse


„Für uns als Seelsorgerinnen und Seelsorger ist es wichtig, uns immer wieder unserer Grundmotivation zu vergewissern – hier dockt das Zentrum für Seelsorge an.“ Mit diesen Worten begrüßte Martin Bergau, Direktor des Zentrums für Seelsorge (ZfS), rund 30 Mitglieder der Kirchenkreiskonferenz Burgwedel-Langenhagen im ZfS in Hannover-Kleefeld. Die Seelsorge sei der Kernbereich der Kirche, fuhr er fort und bat seine Gäste, sich doch einmal auf eine Spurensuche zu begeben, den eigenen Weg in die Seelsorge nachzuzeichnen. Spontan kamen einige dieser Bitte nach: Prägend und richtungsweisend waren für sie Erlebnisse in der Kindheit, die ihre Wirkung bis ins Berufsleben hinein entfalten.

Dennoch: Die explizite Wahrnehmung von Pastor oder Pastorin als Seelsorgerin oder Seelsorger ist in den Gemeinden nicht vorrangig; oftmals geschieht Seelsorge eher beiläufig in Begegnungen und Gesprächen, die zunächst gar nicht als seelsorgliche Handlung wahrgenommen werden. „Wenn so etwas geschieht, sind das für mich Perlen im Berufsalltag“, erzählte Pastorin Debora Becker aus der Kirchengemeinde Brelingen. Für sie sei es wichtig, Raum zu haben für die Momente, in denen Seelsorge passiert, und eine Atmosphäre zu schaffen, die solche Momente ermöglicht.

Viele Formen des Lernens und der Kompetenzerweiterung seien in den zurückliegenden Jahrzehnten in die Seelsorge eingeflossen, erklärte Martin Bergau und stellte seinen Gästen aus dem Kirchenkreis Burgwedel-Langenhagen die verschiedenen Felder der Spezialseelsorge im ZfS und ihre Fortbildungsangebote vor. Verbindend sei der Wunsch, diese für die Gemeindeseelsorge nutzbar zu machen, diese Dimension wieder stärker in den Blick zu nehmen. Einfache Geburtstagsbesuche etwa hätten eine starke Seelsorgedimension, ebenso die sogenannte Kurzzeitseelsorge, die in Tür-und-Angel-Gesprächen ihre Form findet. „Hinzu kommt die Dimension der Lebensberatung, die ebenfalls hier im Zentrum für Seelsorge ihren Ort hat“, so ZfS-Direktor Martin Bergau.

Raus aus der Perspektive der Defizitorientierung

 
Ihren Ort im Zentrum für Seelsorge hat auch die Supervision: Mit dem Pastoralpsychologischen Dienst halte die hannoversche Landeskirche ein wichtiges Angebot für Pastorinnen und Pastoren, Diakoninnen und Diakone sowie andere kirchliche Berufsgruppen vor, betonte Martin Bergau. „Supervision ist ein professionelles Instrument und es ist dringend geboten, sie nicht mehr aus der Perspektive der Defizitorientierung zu sehen“, so der ZfS-Direktor. „Wir wollen den Zugang zur Supervision erleichtern und erarbeiten eine Liste mit geeigneten Personen.“ Darüber hinaus werden im Landeskirchenamt zurzeit die Supervisionsrichtlinien überarbeitet. 

Superintendent Holger Grünjes appellierte an die Mitglieder der Kirchenkreiskonferenz, die Angebote des Zentrums für Seelsorge zu nutzen und innerhalb der Regionen Solidarität zu üben, um einander die Teilnahme an Fortbildungen zu ermöglichen. „Wir können täglich dankbar dafür sein, dass wir dieses Zentrum haben“, so Holger Grünjes.

Wie motivierend und begeisternd Fortbildung in den Arbeitsfeldern der Seelsorge gestaltet werden kann, stellte Christiane Neukirch vor: Die landeskirchliche Beauftragte für Gebärdensprachliche Seelsorge übte mit den Gästen aus Burgwedel-Langenhagen zwei gebärdensprachliche Lieder ein und vermittelte so das, was sie die „sichtbare und körperliche Dimension der Worte“ nennt. Und: „Laden Sie mich ein“, bot sie an. „Ich komme gerne in Ihre Regionalkonferenzen und schaue gemeinsam mit Ihnen, was wir für gehörlose oder ertaubte Menschen tun können.“
 

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"Die körperliche Dimension der Worte": Singen kann man auch mit den Händen. Foto: Andrea Hesse