Konkrete Anfragen aus der Hospizarbeit waren der Anstoß: Vor etwa zwei Jahren begann Isabell Schulz-Grave, pädagogische Mitarbeiterin der Evangelischen Erwachsenenbildung Niedersachsen (EEB), mit der Recherche nach Weiterbildungsangeboten für Spiritual Care. Der Bedarf an derartigen Angeboten war offensichtlich da; eine Klärung über Inhalte, Struktur und Methoden aber musste noch geleistet werden.
Im Zentrum für Seelsorge (ZfS) in Hannover fand Schulz-Grave geeignete Partnerinnen für die Entwicklung eines Angebotes: Friederike Busse, landeskirchliche Beauftragte für Seelsorge und Fortbildung im Gesundheitswesen, und Anja Garbe, verantwortlich für die Klinische Seelsorgeausbildung (KSA). Busse sieht in der Nachfrage nach Spiritual Care Herausforderung und Chance für die Seelsorge: „Im nicht-religiösen, konfessionsübergreifenden oder multireligiösen Kontext in Krankenhäusern, Altenheimen, Hospizen und in der ambulanten Pflege wird das Spirituelle zunehmend als Moment der Genesung wahrgenommen“, sagt sie. Eine Standortbestimmung hält sie in diesem Zusammenhang für wichtig: „Was kann speziell die evangelische Seelsorge in diesem Kontext leisten?“
„Es ist nötig, in der Beschäftigung mit Spiritual Care die inhaltliche und die strukturelle Dimension zu bedenken“, sagt Garbe. „Wie übe ich meine Seelsorge aus? Wie kann das Konzept der ganzheitlichen Begleitung umgesetzt werden – das sind die inhaltlichen Fragen. Wie Krankenhausträger mit dem Thema umgehen und welche ‚Spiritual Care Giver‘ sie sich in ihren Einrichtungen wünschen, das betrifft die strukturelle Dimension.“
Nach zweijähriger Vorbereitungszeit können Evangelische Erwachsenenbildung und Zentrum für Seelsorge nun ab Januar 2019 eine zertifizierte Weiterbildung „Spiritual Care“ für Mitarbeitende im Gesundheitswesen anbieten. In sieben ein- bis fünftägigen Modulen können die Teilnehmenden klären, ob Spiritual Care etwas für sie sein kann; sie lernen in interdisziplinären Teams aus Seelsorger*innen, Pfleger*innen und Ärzt*innen und erwerben nach einer Abschlussarbeit und deren Präsentation ein Zertifikat der EEB. Zu den Inhalten der Weiterbildung zählen unter anderem die Begriffsbestimmung – Spiritual Care ist in aller Munde, aber was ist das eigentlich? – Wahrnehmung und Kommunikation, ethische Fragen, die interreligiöse Seelsorge und die eigene Spiritualität. Die Weiterbildung wird von der Hanns-Lilje-Stiftung gefördert.
„Die Beschäftigung mit interreligiösen und interdisziplinären Aspekten bietet große Chancen“, sind Isabell Schulz-Grave, Anja Garbe und Friederike Busse überzeugt. „Sowohl von der Seelsorge als auch aus der Bildungsarbeit haben wir viel einzubringen.“
Weitere Informationen zu der zertifizierten Weiterbildung Spiritual Care finden Sie rechts; Anmeldungen nimmt die EEB-Landesgeschäftsstelle, Odeonstraße 12, 30159 Hannover, EEB.Niedersachsen@evlka.de, bis zum 1. November 2018 entgegen.