Pastor i. R. Hugo Zabel, der frühere Leiter des Pastoralklinikums der hannoverschen Landeskirche, ist jetzt im Alter von fast 91 Jahren verstorben. Zabel wirkte ein Vierteljahrhundert als Seelsorger und Seelsorge-Ausbilder in der Landeskirche und an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Als Seelsorger begleitete er viele Menschen während einer existenziell herausfordernden Zeit im Krankenhaus; als Kursleiter und Lehrsupervisor prägte er viele Jahrgänge von Diakon*innen und Pastor*innen und befähigte sie zu einer professionellen Beziehungsgestaltung in ihren Berufsfeldern.
Nach Jahren im Gemeindepfarramt in Hannover und Loccum gehörte Hugo Zabel von 1970 an zum Gründungs-Trio des Pastoralklinikums an der MHH und übernahm 1990 als Nachfolger von Dr. Hans-Christoph Piper die Leitung. Dieses Amt übte er bis zu seinem Ruhestand aus.
Glückliche Fügung und erlebtes Unbehagen
Mit dem Pastoralklinikum wurde die Klinische Seelsorge-Ausbildung (KSA) in der hannoverschen Landeskirche als grundständige Weiterbildung anerkannt und etabliert. Heute ist sie Teil des Zentrums für Seelsorge und Beratung. Was längst selbstverständlich ist, war vor einem halben Jahrhundert ein Zusammentreffen vieler glücklicher Fügungen und erlebtem Unbehagen an der bisherigen Seelsorge-Arbeit. Selbstkritische und kommunikative Seelsorger*innen trafen damals auf offene Ohren in der Kirchenleitung. Im Rückblick fasste Hugo Zabel die Bedeutung der Seelsorge-Ausbildung für ihn selbst so zusammen: „Erste Hilfe im Notstand nach der Seelsorge-Nichtausbildung und den damit gemachten Erfahrungen in der ersten Dekade meiner Dienstzeit (1960 bis 1970).“ Und weiter: „Es gab eine Theologie in der Seelsorge ohne Bezug zu dem ‚was im Menschen ist‘ (Joh. 2, 24 f). Die Ratsuchenden verlangten aber vermehrt erst einmal selbst verstanden und mit ihren Bedingungen angenommen zu werden. Erst dann konnte nach dem Tragenden und Tröstenden Ausschau gehalten werden. Für diesen neuen Weg musste in der Seelsorge-Ausbildung die Befähigung vermittelt werden.“
Ein Krankenhausseelsorger im besten Wortsinn
Folglich war es konsequent, dass Zabel sich selbst stetig und neugierig in der Pastoralpsychologie weiterqualifizierte, um andere auf ihrem erfahrungsbezogenen Lernweg zu begleiten. Erfahrungsbezogen meint: Real gemachte Gesprächserfahrungen werden in der Kursgruppe reflektiert und durch die innere Arbeit der/des Seelsorgenden zu einer persönlichen Seelsorgehaltung und -fähigkeit verdichtet. Hugo Zabel nahm es ernst mit dem klinischen, das heißt praxisbezogenen Ansatz der KSA: So sehr der Schwerpunkt schließlich auf der Weiterbildungsarbeit lag, so sehr blieb er jenseits der Kurse Seelsorger „auf Station“ und am Krankenbett. Dabei war er im Wortsinn Krankenhausseelsorger: In 25 Berufsjahren an der MHH war er ein gefragter und geschätzter Gesprächspartner für andere Berufsgruppen, ebenso in Pflege und Medizin wie in Lehre und Ausbildung. Seine Neugier und Gesprächsfähigkeit und sein vernünftiger Glaube sorgten im sonst so säkularen Krankenhaus für eine bis heute anerkannte kirchliche Präsenz.
„Klug und kooperativ, leise und dennoch bemerkbar, verschwiegen und doch mit klarer Position hat er die Sache der Seelsorge in der Landeskirche befördert. Sie hat ihm viel zu verdanken“, war die unmittelbare Reaktion des damals kirchenleitenden Weggefährten Hans Joachim Schliep auf die Trauernachricht. Wer Hugo Zabel persönlich begegnen durfte, der erlebte bis zum Schluss einen wachen und zugewandten, einen interessierten und bescheidenen Christenmenschen.
Kritischer Gesprächspartner für die Philosophie
Im Ruhestand verfolgte Hugo Zabel weiterhin aktiv seine Vorlieben und Interessen: Er blieb lange Zeit ein gern gehörter Prediger in hannoverschen Kirchen, widmete sich Literatur und Poesie und auch die Philosophie hatte in ihm, dem klugen Theologen, einen kritischen Gesprächspartner. „Dankbar nehmen wir von Hugo Zabel Abschied“, sagen Angela Grimm, Direktorin des Zentrums für Seelsorge und Beratung, und Uwe Keller-Denecke, Leiter der Klinischen Seelsorge-Ausbildung und damit einer der Nachfolger*innen von Hugo Zabel.