Foto: maslme auf pixabay

46.000 Gespräche am Telefon

Nachricht 15. Dezember 2022

Telefonseelsorge mit wachsendem Bedarf in Mails und Chats

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In den sechs Telefonseelsorge-Stellen in der hannoverschen Landeskirche wurden in diesem Jahr 46.000 seelsorgliche Gespräche am Telefon geführt. Diese Zahl gab jetzt Daniel Tietjen, landeskirchlicher Beauftragter für Telefonseelsorge, bekannt. Hinzu kamen 3.500 Gespräche im Chat sowie 1.800 Kontakte per Mail; außerdem sogenannte Aufleger, Schweigeanrufe und Anfragen, die nicht dem Auftrag der Telefonseelsorge entsprechen. Ausgewertet wurden die Zahlen bis Anfang Dezember; für den letzten Monat des Jahres wurde die Summe hochgerechnet.

„Der Vergleich mit dem Vorjahr zeigt, dass die Zahlen ungefähr gleich hoch geblieben sind“, erklärt Tietjen. „Das ist insofern bemerkenswert, als dass wir es in fast allen Stellen mit längeren Erkrankungen und Beurlaubungen der ehrenamtlich Mitarbeitenden zu tun hatten. Hinzu kamen noch die Herausforderungen, die Corona mit sich brachte – trotzdem konnten die Zahlen gehalten werden.“

Die Frage nach einem wachsenden Bedarf vor dem Hintergrund von Krieg, Corona und Energiekrise lasse sich nur schwer beantworten, so Tietjen. Ein zunehmender Bedarf ließe sich anhand einer steigenden Zahl von Gesprächen feststellen, diese könnten jedoch mit den aktuell vorhandenen Gesprächskapazitäten nicht zur Verfügung gestellt werden. „In den Arbeitsfeldern Chat und Mail merken wir aber, dass auf beiden Kanälen der Bedarf steigt“, stellt Tietjen fest. So gebe es bei Mails regelmäßig sogenannte Überhangmails, also Anfragen, die nicht sofort bearbeitet werden können, da aktuell keine Seelsorgerin, kein Seelsorger frei ist. Die für eine erste Antwort benötigte Zeit liege im Schnitt bei 48 Stunden. „Im Arbeitsfeld Chat gehen neu eingestellte Termine sofort weg“, berichtet Tietjen, der auch Leiter der Telefonseelsorge Elbe-Weser ist. Besonders in den Abendstunden nach 17 Uhr und in der Nacht sei der Bedarf groß.

Auch Menschen, die immer wieder die Nummer der Telefonseelsorge anwählen, beschäftigen die Leitungen und die ehrenamtlich Mitarbeitenden. Zum wachsenden Thema Einsamkeit komme in vielen Fällen die herausfordernde Situation im Gesundheitssystem, sagt dazu der Beauftragte für Telefonseelsorge. Einfache Lösungen gebe es mit Blick auf Mehrfachanrufe nicht; die Telefonseelsorge beschäftige sich jedoch intensiv mit der Frage, wo den Anrufenden Raum gegeben werden könne und wo Begrenzungen notwendig seien. Eine Herausforderung für viele ehrenamtlich Mitarbeitende seien darüber hinaus auch die Nachtschichten, in denen der Bedarf an Seelsorgegesprächen besonders groß ist.

Die Telefonseelsorge in der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers ist in sechs organisatorische Einheiten gegliedert. Neben beruflich Tätigen in der Leitung arbeiten hier ehrenamtlich Tätige, die für ihren Einsatz sorgfältig ausgebildet wurden und regelmäßig Supervision in Anspruch nehmen. Telefonseelsorgestellen gibt es in der Region Elbe-Weser, in Soltau, Göttingen, Wolfsburg, Osnabrück und Hannover.