Schwerhörigenseelsorge

Schwerhörigenseelsorge ermuntert, begleitet und berät

"Ich verstehe Sie nicht. Ich bin schwerhörig.“ Wer sich traut, diese Sätze auszusprechen, ist auf gutem Weg. „Können wir gemeinsam eine Situation schaffen, in der ich Sie verstehen kann?“ Wer sich auch noch diesen Satz zu sagen traut, hat das Ziel fast erreicht.

Schwerhörigenseelsorge ermuntert schwerhörige Menschen, selbstbewusst und offen mit ihrer Einschränkung umzugehen. Sie stärkt sie in dem Wissen, dass sie als Geschöpfe Gottes in ihrer Einschränkung nicht nur vollständig angenommen, sondern auch als Bereicherung angesehen werden.

Sie begleitet und berät Angehörige von Schwerhörigen. Sie schafft in einer Kirche des gesprochenen Wortes die Möglichkeit, dieses Wort für Schwerhörige adäquat „auszusprechen“ und bedient sich dazu bei Gottesdiensten, in Andachten und in der Seelsorge auch nonverbaler, digitaler Kommunikationsformen.

Schwerhörigenseelsorge trägt mit Vorträgen im kirchlichen und außerkirchlichen Kontext dazu bei, dass das Thema Schwerhörigkeit in Kirche und Gesellschaft vernetzt wahrgenommen wird.

Regelmäßig unregelmäßig: Ermunterungstexte

Beate Gärtner schreibt als Beauftragte für Schwerhörigenseelsorge regelmäßig unregelmäßig Ermunterungstexte. Einige dieser Texte werden auf dieser Seite veröffentlicht; in der Spalte rechts finden Sie den Link zum Download.

Alle Ermunterungstexte werden über einen dafür eingerichteten Verteiler verbreitet. Wer in diesen Verteiler aufgenommen werden möchte, schreibe eine kurze Mail an Beate.Gaertner@evlka.de.

Zuhören oder das Märchen vom Froschkönig

Foto: ZfSB

Ich habe Dienstbesprechung im Zentrum für Seelsorge und Beratung.  Gerade haben wir einen Vortrag gehört, und jetzt machen wir eine Übung zu zweit.

Die geht so: Einer der beiden Partner*innen beginnt, ein Märchen zu erzählen. Das macht sie oder er etwa zwei bis drei Sätze lang. Dann übernimmt die oder der andere, beginnt mit dem Ausruf: „Ja, genau!“, und erzählt das Märchen zwei bis drei Sätze weiter.

Dann übernimmt wieder die erste Person. Auch sie beginnt nun mit dem Ausruf: „Ja, genau!“, ehe sie das Märchen wiederum zwei bis drei Sätze weiter erzählt …

Ich mache die Übung mit meinem neben mir sitzenden Kollegen. Das ist er übrigens (Foto oben) und einen Namen hat er auch: Er heißt Hans Jürgen Bollmann.

Der Kollege beginnt: „Ich will dir jetzt das Märchen vom Froschkönig erzählen. Aber vom Froschkönig hier im Zentrum für Seelsorge und Beratung …“

Foto: Beate Gärtner

„Ja, genau!“, fahre ich fort. „Der hatte sich doch hinter dem Kopierer versteckt! Aber alle dachten zuerst, dass da eine kleine Maus sei. Weil immerzu spitze Bissspuren im Kopierpapier waren …“

„Ja, genau!“, antwortet mein Kollege. „Aber es gab eindeutige Indizien, die gegen eine Maus sprachen. Etwa, dass hinter dem Kopierer immer wieder froschgrüne Schatten auftauchten …“

„Ja, genau!“, bestätige ich. „Und auch, dass es dort ständig unerklärliche Wasserpfützen gab. Die sogar die Elektrik des Kopierers zu zerstören drohten …“

„Ja, genau!“, fährt mein Kolleg fort. „Und dann entdeckten wir ein weiteres Indiz: Eine deutliche Schleimspur. Die konnte nur von einem Frosch stammen …“

„Ja, genau!“, antworte ich. „Und den endgültigen Beweis hatten wir, als wir auf dem Kopierer einen Klumpen aus Goldfäden fanden. Die stammten nämlich von der Kugel der Prinzessin …“

„Ja, genau!“, bestätigt mein Kollege. „Und damit stand fest: Es ist der Froschkönig. Er hat im Zentrum für Seelsorge und Beratung eine neue Heimat gefunden.“

Unsere Märchen ist zu Ende erzählt, und wir haben unglaublich viel Spaß bei dieser Übung gehabt! Wir haben aber auch gemerkt: Unser Märchen vom Froschkönig konnte nur entstehen, weil wir einander aufmerksam zugehört haben.

Und noch was: Ich konnte natürlich nur deshalb so aufmerksam zuhören, weil ich meinen Roger als Hörhilfe verwendet habe. Und weil mein überaus aufmerksamer Kollege mich zu Beginn unserer Partnerübung erst einmal gefragt hat, ob ich ihn auch gut verstünde.

Habe ich!

Pastorin Beate Gärtner, Zentrum für Seelsorge und Beratung
Beauftragte für Schwerhörigenseelsorge der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers

Ihre Ansprechpartnerin

Pastorin Beate Gärtner
Tel.: 0170 6709550

Landeskirchliche Beauftragte für Schwerhörigenseelsorge