Schwerhörigenseelsorge

Schwerhörigenseelsorge ermuntert, begleitet und berät

"Ich verstehe Sie nicht. Ich bin schwerhörig.“ Wer sich traut, diese Sätze auszusprechen, ist auf gutem Weg. „Können wir gemeinsam eine Situation schaffen, in der ich Sie verstehen kann?“ Wer sich auch noch diesen Satz zu sagen traut, hat das Ziel fast erreicht.

Schwerhörigenseelsorge ermuntert schwerhörige Menschen, selbstbewusst und offen mit ihrer Einschränkung umzugehen. Sie stärkt sie in dem Wissen, dass sie als Geschöpfe Gottes in ihrer Einschränkung nicht nur vollständig angenommen, sondern auch als Bereicherung angesehen werden.

Sie begleitet und berät Angehörige von Schwerhörigen. Sie schafft in einer Kirche des gesprochenen Wortes die Möglichkeit, dieses Wort für Schwerhörige adäquat „auszusprechen“ und bedient sich dazu bei Gottesdiensten, in Andachten und in der Seelsorge auch nonverbaler, digitaler Kommunikationsformen.

Schwerhörigenseelsorge trägt mit Vorträgen im kirchlichen und außerkirchlichen Kontext dazu bei, dass das Thema Schwerhörigkeit in Kirche und Gesellschaft vernetzt wahrgenommen wird.

Regelmäßig unregelmäßig: Ermunterungstexte

Beate Gärtner schreibt als Beauftragte für Schwerhörigenseelsorge regelmäßig unregelmäßig Ermunterungstexte. Einige dieser Texte werden auf dieser Seite veröffentlicht; alle Texte werden über einen dafür eingerichteten Verteiler verbreitet. Wer in diesen Verteiler aufgenommen werden möchte, schreibe eine kurze Mail an Beate.Gaertner@evlka.de.

Foto: Beate Gärtner

Atmen

„Gott gab uns Atem, damit wir leben …“

Ich bin mit einer Gruppe Pastorinnen und Pastoren auf Fortbildung. Bei schönstem Wetter auf der Insel Langeoog. Dort wird jeden Morgen am Strand eine Atemmeditation angeboten. Von dieser jungen Frau. Sie heißt Nadine Stalter und ist Teil des Sportteams Langeoog.

Habt ihr erkannt, was sie um ihren Hals trägt? Genau – es ist eine Induktionsschleife mit Sender. Und ich trage den dazu passenden Empfänger um meinen Hals.

Atemmeditation am Strand. Wo jedes Wort im Wind verhallt. Das kann ich nur mitmachen, wenn auch mein Gegenüber mitmacht. Deshalb habe ich Nadine Stalter gefragt, ob sie sich den Sender umhängt, und sie hat das sofort getan.

Die Meditation beginnt. Ich liege mit geschlossenen Augen auf meiner Matte und höre auf die Worte von Nadine Stalter. Ich muss mich dabei nicht anstrengen. Ihre Worte strömen durch die Hörgeräte direkt in meine Ohren.

Angeleitet durch diese Worte konzentriere ich mich ganz und gar auf meinen Atem: Wie er in meine Lungen strömt und sie füllt. Wie eine kleine Pause entsteht. Ein Freiraum zwischen Einatmen und Ausatmen. Wie der Atem dann wieder ausströmt und meine Lungen sich leeren. Wie wieder ein Freiraum entsteht. Dieses Mal zwischen Ausatmen und Einatmen. Und dann der Kreislauf des Atems und des Lebens erneut beginnt …

Aber nun will ich ehrlich sein: Ich kann mich nämlich nicht die ganze Zeit über auf meinen Atem konzentrieren. Manchmal lenken mich Geräusche ab. Und manchmal werde ich über dem Atmen einfach müde oder gehe meinen Gedanken nach.

Aber Nadine Stalter sieht das alles kommen. Für die gut Hörenden genauso wie für die Schwerhörigen. Sie holt uns jedes Mal durch ihre Worte zurück zu unserem Atem. „Bewertet nicht, was ihr hört“, sagt sie. Und: „Bleibt achtsam. Kehrt zurück ins Hier und Jetzt und spürt erneut eurem Atem nach.“

Ich höre ihre anleitenden Worte. Ich höre sie genauso gut wie die gut Hörenden. Weil Nadine Stalter den Sender um ihren Hals trägt, und ich den Empfänger um meinen. Und ihre Worte so durch die Hörgeräte direkt in meine Ohren strömen.

Ich denke noch: „Gott gab uns Atem, damit wir leben …“

Dann folge ich wieder den Worten von Nadine Stalter und spüre erneut nur meinem Atem nach.

Ihre Ansprechpartnerin

Pastorin Beate Gärtner
Tel.: 0170 6709550

Landeskirchliche Beauftragte für Schwerhörigenseelsorge