Schwerhörigenseelsorge

Schwerhörigenseelsorge ermuntert, begleitet und berät

"Ich verstehe Sie nicht. Ich bin schwerhörig.“ Wer sich traut, diese Sätze auszusprechen, ist auf gutem Weg. „Können wir gemeinsam eine Situation schaffen, in der ich Sie verstehen kann?“ Wer sich auch noch diesen Satz zu sagen traut, hat das Ziel fast erreicht.

Schwerhörigenseelsorge ermuntert schwerhörige Menschen, selbstbewusst und offen mit ihrer Einschränkung umzugehen. Sie stärkt sie in dem Wissen, dass sie als Geschöpfe Gottes in ihrer Einschränkung nicht nur vollständig angenommen, sondern auch als Bereicherung angesehen werden.

Sie begleitet und berät Angehörige von Schwerhörigen. Sie schafft in einer Kirche des gesprochenen Wortes die Möglichkeit, dieses Wort für Schwerhörige adäquat „auszusprechen“ und bedient sich dazu bei Gottesdiensten, in Andachten und in der Seelsorge auch nonverbaler, digitaler Kommunikationsformen.

Schwerhörigenseelsorge trägt mit Vorträgen im kirchlichen und außerkirchlichen Kontext dazu bei, dass das Thema Schwerhörigkeit in Kirche und Gesellschaft vernetzt wahrgenommen wird.

Regelmäßig unregelmäßig: Ermunterungstexte

Beate Gärtner schreibt als Beauftragte für Schwerhörigenseelsorge regelmäßig unregelmäßig Ermunterungstexte. Einige dieser Texte werden auf dieser Seite veröffentlicht (unten); in der Spalte rechts finden Sie den Link zum Download.

Alle Ermunterungstexte werden über einen dafür eingerichteten Verteiler verbreitet. Wer in diesen Verteiler aufgenommen werden möchte, schreibe eine kurze Mail an Beate.Gaertner@evlka.de.

Ohrenschmuck

Foto: Annelene Boermann

Wenn ich Hörgerätewerbung sehe oder höre, dann höre und sehe ich meistens Sätze wie: „Klein und unsichtbar“. Das hört sich zunächst gut an, hat aber einen dicken Pferdefuß.

Warum will ich denn unbedingt kleine, möglichst unsichtbare Hörgeräte haben? Doch, damit niemand sie sieht. Und natürlich auch, damit niemand sieht, dass ich hörbehindert bin. Und hier bin ich am Kern angekommen: Ich will kleine, unsichtbare Hörgeräte, weil ich mich für meine Hörbehinderung schäme. Ich will sie vor anderen verbergen, und dazu habe ich schon ein halbes Leben lang Strategien entwickelt: So zu tun, als hätte ich verstanden, selbst wenn ich nichts verstanden habe … oder mitzulachen, obwohl ich die Pointe des Witzes gar nicht mitbekommen habe.

Und jetzt kommt einfach nur noch eine weitere Strategie dazu: Ich kaufe mir kleine, unsichtbare Hörgeräte. Das ist fatal. Denn was ich eigentlich brauche, ist doch ein „schamloser“ und selbstbewusster Umgang mit meiner Hörbehinderung. Und ein liebender Blick auf meine „schwachen“ Ohren.

An dieser Stelle hänge ich mal wieder die Pastorin raus mit einigen Sätzen aus der Bibel: „Vielmehr sind die Glieder des Leibes, die uns schwächer erscheinen, die nötigsten; und die uns weniger ehrbar erscheinen, die umkleiden wir mit besonderer Ehre; und die wenig ansehnlich sind, haben bei uns besonderes Ansehen.“

Eine Frau, die für mich genau das umsetzt, ist Anja Fischer. Ihr kennt sie schon von den „Schlappohren“. Sie hat sich als Ohrenpassstücke einen wunderbaren Ohrenschmuck aus mit Roségold eloxiertem Titan und neun eingelassenen Swarovskisteinen anfertigen lassen.

Foto: Anja Fischer

Diese Ohrenpassstücke sind nicht klein, und auf keinen Fall sind sie unsichtbar. Im Gegenteil: Wer Anja anblickt, der sieht in ihren Ohrmuscheln sofort einen feinen goldenen Schimmer und ein glitzerndes Funkeln. Ich zumindest konnte mir beim ersten Anblick nicht verkneifen, sie zu fragen: „Was hast du denn da Schönes?“

Denn schön ist es tatsächlich, was sie in ihren „schwachen“ Ohren trägt, und es ist zugleich wertvoll. So wertvoll, dass dort sogar ihr Name eingraviert ist. Und warum ist es wertvoll?

Weil die Passstücke natürlich einen materiellen Wert haben, werdet ihr mir jetzt vielleicht antworten. Und das stimmt ja auch. Für mich ist dieser Ohrenschmuck aber hauptsächlich deshalb wertvoll, weil Anja ihren „schwachen Gliedern“ mit ihm ein besonderes Ansehen verleiht: Sie umkleidet ihre hörgeschädigten Ohren mit „besonderer Ehre“!

P.S.: Wer die erwähnte Stelle in der Bibel nachlesen möchte, findet sie im 1. Korintherbrief, Kapitel 12, Verse 22 und 23.

Ihre Ansprechpartnerin

Pastorin Beate Gärtner
Tel.: 0170 6709550

Landeskirchliche Beauftragte für Schwerhörigenseelsorge

Über die Mauer der Schwerhörigkeit springen

Die Ausgabe Nr. 34 der Zeitschrift „SeelsOHRge“ der Evangelischen Schwerhörigenseelsorge in Deutschland steht unter der Überschrift „Quando, quando, quando?“. 

„Es macht einen Unterschied, wann man schwerhörig geworden ist“, heißt es im einleitenden Text. Redakteurin Antje Donker führte dazu ein Gespräch mit Pastorin Beate Gärtner.

Zum Interview