Foto: Andrea Hesse

"Gott ist ein Freund des Lebens"

Nachricht 08. Mai 2019

Woche für das Leben widmet sich Suizidprävention

„Es ist eine historische Schuld der Kirche, dass sie viel zu lange die offenen Arme Gottes dementiert hat, dass sie Menschen, die sich das Leben genommen haben, als Selbstmörder moralisch verdammt hat, dass sie ihnen das Begräbnis verweigert hat, dass sie die Schuldgefühle der Angehörigen damit potenziert hat und dass sie das Zeugnis der Auferstehung schuldig geblieben ist.“

Klare Worte fand Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, Vorsitzender des Rates der EKD, jetzt im Eröffnungsgottesdienst für die ökumenische Woche des Lebens in der hannoverschen Marktkirche. Unter der Überschrift „Leben schützen. Menschen begleiten. Suizide verhindern“ findet die Woche des Lebens in diesem Jahr bereits zum 25. Mal statt, um, so drückte es Reinhard Kardinal Marx aus, deutlich zu machen, dass Gott ein Freund des Lebens ist. Auch der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz räumte ein, dass seine Kirche in früheren Jahren schuldig geworden sei und formulierte einen neuen Blick auf das Thema Suizid: „Wir wollen, dass die Tabuisierung endet.“

An der Eröffnungsfeier in der Marktkirche beteiligten sich das Zentrum für Seelsorge, die Notfallseelsorge, Telefonseelsorge und Lebensberatung mit Informationsständen und boten die Möglichkeit zu Seelsorgegesprächen.

In ganz Deutschland finden in der Woche für das Leben Veranstaltungen zur Suizidprävention und zur Begleitung betroffener Angehöriger statt. Welche Bedeutung dem offenen und achtsamen Blick auf des Thema Suizid zukommt, zeigen zwei Zahlen: Jährlich nehmen sich in Deutschland 10.000 Männer und Frauen, Junge und Alte das Leben; von der Selbsttötung betroffen aber sind rund 100.000 Menschen. „Studien zeigen, dass ein Mensch, der sich das Leben nimmt, mindestens zehn Menschen aus seinem Lebenskreis in eine schwere Krise stürzt“, betonte Landesbischof Bedford-Strohm in seiner Predigt. „Wir appellieren an unsere Gesellschaft um ein wachsames Miteinander, um ein aufmerksames Auge auf den Nachbarn und um ein beherztes Eingreifen, wenn es um die Rettung und Begleitung eines Menschenlebens geht“, formulierte es Kardinal Marx.