Seelsorge und Gespräche statt Unterricht

Nachricht 26. Januar 2023

Tod eines Schülers der evangelischen IGS Wunstorf

Foto: Rabe auf Pixabay

Nach dem mutmaßlich gewaltsamen Tod eines 14-jährigen Schülers in Wunstorf bei Hannover ist der Unterricht an der Schule des Jungen am Donnerstag weitgehend ausgefallen. Lehrkräfte sowie Seelsorger:innen, Psycholog:innen und Pädagog:innen suchten an der Evangelischen IGS Wunstorf das Gespräch mit den insgesamt mehr als tausend Kindern und Jugendlichen, wie  Oberlandeskirchenrätin Dr. Kerstin Gäfgen-Track berichtet. „Alle stehen unter Schock. Es muss jetzt erst einmal Raum gegeben werden, dieses furchtbare Geschehen zu verarbeiten.“

Der mutmaßlich getötete Schüler besuchte die achte Klasse der evangelischen Integrierten Gesamtschule. Sein Leichnam war am Mittwoch nach einer groß angelegten Suche am Rande eines benachbarten Dorfes gefunden worden. Er war am Abend zuvor nicht von einer Verabredung mit einem gleichaltrigen Bekannten zurückgekehrt und von seinem Vater als vermisst gemeldet worden. Der Bekannte gab zu, den Jungen getötet und seinen Leichnam versteckt zu haben.

Ein Unglück wie dieses löse bei Jugendlichen eine große Verunsicherung aus, sagte Gäfgen-Track, die im Landeskirchenamt in Hannover die Bildungsabteilung leitet: „Das nimmt das ganze Lebensgefühl weg. Wer will das begreifen, dass ein 14-jähriger Schüler einfach umgebracht wurde?“ Um den Mitschüler:innen einen Ort für ihre Trauer zu geben, stellte die Schule im Andachtsraum ein Bild des Jugendlichen auf und schmückte den Raum mit Blumen und Kerzen. Schülerinnen und Schüler können ihre Gedanken auf bereitliegenden Karten notieren.

Am Freitag, dem Tag der Halbjahreszeugnisse, wird Landesbischof Ralf Meister zu einer Trauerandacht für den gesamten achten Jahrgang erwartet. „Wir versuchen, ihnen Gemeinschaft zu vermitteln, weil das den Jugendlichen am meisten hilft“, erklärt er dazu. Auch für die mehr als hundert Lehrkräfte sowie weitere Mitarbeitende soll es eine Trauerandacht geben. „Sie sind tief erschüttert. Er war ihr Schüler.“ Während der zweitägigen Zeugnisferien in der kommenden Woche soll die Schule geöffnet bleiben, sagt Gäfgen-Track: „Damit die Kinder und Jugendlichen sich zusammensetzen können und jemanden zum Reden haben.“

Die Theologin betont: „Wir müssen als Gesellschaft und als Kirche viel deutlicher machen, wie kostbar Leben ist. Wir haben nur das eine Leben. Und dieses eine Leben ist gefährdet, nicht nur durch Krankheit, sondern auch durch Gewalt.“ Es müsse darum gehen, Jugendliche stark zu machen gegen Gewalt und für Menschlichkeit und Gemeinschaft. Gewalt dürfe nicht verharmlost werden, betont Gäfgen-Track.

Der mutmaßlich getötete Jugendliche sei in der Schule als liebenswürdiger und freundlicher Junge bekannt gewesen, erläutert Gäfgen-Track. Die Landeskirche will seiner Familie seelsorgliche Hilfe anbieten, sofern dies gewünscht wird. Quelle: epd Niedersachsen-Bremen