Für tiefenpsychologisch orientierte Seelsorge, Beratung und Supervision stellt die Psychoanalyse das theoretische Referenzsystem dar. In der Literatur wird häufig der Begriff „psychodynamisch“ für Psychoanalyse und Tiefenpsychologie verwendet. Sigmund Freud prägte in den 1890er Jahren den Begriff der Psychoanalyse, er entdeckte die Wirkung unbewusster Kräfte im menschlichen Seelenleben und entwickelte die ersten wissenschaftlichen Theorien und therapeutischen Konzepte. Die psychoanalytische Theorie entfaltete sich im Laufe ihrer mehr als 120-jährigen Geschichte, wichtige Erkenntnisse ergänzen fortlaufend Freuds ursprüngliche Annahmen und verschiedene Ausrichtungen legen eigene Schwerpunkte in Theorie und analytischer Praxis.
Im Kern ist die Psychoanalyse eine Theorie des Konflikts und geht von widersprüchlichen Kräften innerhalb eines Menschen aus. Diese treten in ein Wechselspiel mit dem äußeren Geschehen und finden im Gespräch Ausdruck in den Gefühlen der Übertragung und Gegenübertragung, die zwischen den Gesprächspartner*innen entstehen. Tiefenpsychologisch ausgebildete Supervisor*innen achten besonders auf sie und nutzen sie, um den unbewussten Dynamiken auf die Spur zu kommen, die hinter dem aktuellen Geschehen liegen.
Ziel einer psychodynamischen Supervision ist darum ein vertieftes Verstehen. Durch Entschleunigung entsteht Raum für Nachdenken und Verständnis der eigenen, inneren Anteile. Wie Forschende erkunden die Gesprächspartner*innen gemeinsam das innere und äußere Geschehen. Daraus eröffnen sich in einem weiteren Schritt neue Handlungs- und Entscheidungsräume. Reflektiertes, bewusstes und selbstbestimmtes Handeln wird (wieder) möglich.
Psychodynamische Supervision versteht sich so als Begleitung und Containment, d.h. als ein Raum, in dem Schwieriges, noch Unverstandenes erst einmal sein darf und sich schrittweise klären kann.