fachtag_supervision

Foto: Andrea Hesse

Fachtag zur Supervision

Nachricht 09. Juli 2015

Vortrag und Workshops betrachten kirchliches Leitungshandeln

lindemann
Zur Supervision als Bestandteil des kirchlichen Leitungshandelns referierte Dr. Friedrich-Wilhelm Lindemann. Foto: Andrea Hesse


„Wir wollen heute gemeinsam mit Ihnen arbeiten – das ist etwas, was zu uns passt“: Mit diesen Worten eröffnete Direktor Martin Bergau den Fachtag, zu dem das Zentrum für Seelsorge (ZfS) aus Anlass seines einjährigen Bestehens eingeladen hatte. Mehr als 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen im ZfS und in der benachbarten Hochschule Hannover zusammen, um unter der Überschrift „Freiheit finden in Zeiten des Übergangs – Supervision als kirchliches Leitungshandeln“ in mehreren Workshops zu arbeiten. Mit einem einführenden Vortrag stimmte Dr. Friedrich-Wilhelm Lindemann, früherer Direktor des Evangelischen Zentralinstituts für Familienberatung in Berlin, das Plenum auf die Arbeit ein.

Supervision sei eine Form der beruflichen Beratung, die immer auch die Person und deren Umwelt miteinbeziehe, benannte Friedrich-Wilhelm Lindemann die Grundlagen der Supervision. Traditionell werde sie in kirchlichen Zusammenhängen als Seelsorge am Seelsorger beschrieben, faktisch sei sie dem eher in ökonomischen Zusammenhängen verwendeten Coaching eng verwandt: „Ich verstehe das Coaching als eine spezielle Form der Supervision für Leitungspersonen.“ Auf der kirchenleitenden Ebene, so Lindemann weiter, nähmen Supervisorinnen und Supervisoren an der Leitungsfunktion teil.

„Supervision stärkt die Selbstsorge“, identifizierte Professor Dr. Frank Austermann von der Hochschule Hannover ein Qualitätsmerkmal von Supervision. Eine gute berufsbezogene Beratung sei nicht abhängig von einer bestimmten Schule oder dem Einsatz bestimmter Methoden sondern vor allem von der Haltung des Supervisors. Kritisch-reflexives Handeln, Mut zur Wahrheit und die Fähigkeit zur Kritik zeichneten gute Supervisorinnen und Supervisoren aus.

„Systemiker haben Respekt vor den Menschen aber nicht unbedingt vor deren Geschichten“: Susanne Hilbig, Supervisorin aus Hannover, regte dazu an, erzählte Geschichten zu hinterfragen, um neue Perspektiven darin zu entdecken. Der Blick auf äußere Störungen könne auch den Blick nach innen erleichtern und klären. Nach einer Form der Kritik, die über die Kritik an der einzelnen Person hinausgeht und alle gewonnen Erfahrungen bündelt und nutzbar macht, fragte Landessuperintendentin Dr. Birgit Klostermeier, die sich aus einer soziologischen Perspektive heraus mit Leitungshandeln in der Kirche befasste. „Von Pastorinnen und Pastoren werden immer mehr Kompetenzen erwartet und damit einhergehend werden sie für alle möglichen Defizite in unserer Kirche verantwortlich gemacht“: Vor diesem Hintergrund sei eine neue Form der beruflichen Beratung unabdingbar.