Umgang mit Demenz ist eine Gemeinschaftsaufgabe

Nachricht 04. Oktober 2020

Altenseelsorge arbeitet an der Nationalen Demenzstrategie mit

Foto: Mike Auerbach

Die evangelische Kirche will in ihrer Arbeit in Seelsorge und Gemeinde verstärkt die Interessen von an Demenz erkrankten Menschen berücksichtigen. Das teilte der Bevollmächtigte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bei der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union, Prälat Martin Dutzmann, jetzt im Vorfeld der Vorstellung der Nationalen Demenzstrategie (NDS) mit.

„Wir sind sehr dankbar für die Nationale Demenzstrategie. Sie wird hoffentlich die Lebensbedingungen von an Demenz erkrankten Menschen und ihren Angehörigen spürbar verbessern und ihnen zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben verhelfen“, sagte Dutzmann in einer Grußbotschaft für die offizielle Vorstellung der NDS Ende September. „Schon vor Jahren haben wir unter kirchlichen Mitarbeitenden für eine demenzsensible Gemeindearbeit geworben. Die Nationale Demenzstrategie gibt diesen Bemühungen Rückenwind, wenn zum Beispiel Chöre gezielt auf Menschen mit kognitiven Einschränkungen zugehen und sie zum Mitmachen einladen – für ein Zusammenwirken, das allen guttut“, so Dutzmann. „Der Umgang mit Demenz ist eine Gemeinschaftsaufgabe.“

Die NDS wurde Ende September durch die Bundesministerinnen Dr. Giffey und Karliczek und Bundesminister Spahn präsentiert. Damit fällt zugleich der offizielle Startschuss zur Umsetzung des Strategiepapiers.
In einer vorbereitenden Arbeitsgruppe wirkten auch die beiden Vertreterinnen der EKD und der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Anita Christians-Albrecht und Uta Losem, mit.

„Um Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen auch weiterhin ihr Leben im gewohnten Umfeld und eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen, ist ein demenz-sensibles Umfeld nötig“, erklärt Christians-Albrecht, vom Zentrum für Seelsorge und Beratung. „Hier gilt es, durch Information und Sensibilisierung Barrieren im Umgang mit erkrankten Menschen abzubauen und gute Rahmenbedingungen in der gewohnten Umgebung sowie ein funktionierendes Netzwerk aller Beteiligten zu schaffen.“

Hilfestrukturen, freiwilliges Engagement durch Besuchs- und Begleitdienste oder informelle Unterstützung sollen gefördert, lokale Netzwerke ausgebaut und Wohnkonzepte und Mobilitätsangebote bedarfsgerecht ausgeweitet werden, erläutert Christians-Albrecht, landeskirchliche Beauftragte für Altenseelsorge, die Bausteine der Demenzstrategie. Um die Arbeit der regionalen Netzwerke zu stärken, plant das Bundesgesundheitsministerium auch einen Ausbau der von der Pflegeversicherung zur Förderung dieser Netzwerke zur Verfügung gestellten Mittel.

„In dem Bemühen, Strukturen zur gesellschaftlichen Teilhabe von Menschen mit Demenz an ihrem Lebensort aus- und aufbauen, ist dem Thema ‚Spirituelle und religiöse Unterstützung für Menschen mit Demenz‘ ein ganzes Kapitel gewidmet“, erläutert Christians-Albrecht, die bereits seit Anfang 2019 an der Entwicklung der Nationalen Demenzstrategie mitarbeitet. Insgesamt wurden in dem Prozess 27 Ziele und, daraus abgeleitet, 162 konkrete Maßnahmen vereinbart.