„Verbindung von analog und digital ist entscheidend“

Nachricht 16. November 2020

Seelsorge und Beratung können auch im Lockdown viel tun

Pastorin Christine Tergau-Harms

„Seelsorge“ lautete eines der Stichworte, die jetzt beim Medientag der hannoverschen Landeskirche in Interviews und Kurz-Workshops bearbeitet wurden. Welche neuen Formate sind nötig in diesen Tagen? Welche neuen oder veränderten Ansätze ergeben sich aus der Pandemie und der daraus resultierenden zunehmenden Digitalisierung? Wie gelingen neue Wege, wenn Seelsorgerinnen und Seelsorger nur noch sehr eingeschränkt oder gar nicht mehr direkt mit Menschen in Krankenhäusern oder Pflegeheimen in Kontakt kommen können? Diese Fragen richtete Moderator Jan Sedelies per Video-Interview an Christine Tergau-Harms vom Zentrum für Seelsorge und Beratung (ZfSB).

Während der Zeit des Lockdowns im Frühjahr habe sie, ebenso wie ihre Kolleginnen und Kollegen in Supervision und Coaching, unter einem ständigen Entscheidungsstress gestanden, berichtete die landeskirchliche Beauftragte für die Koordination von Supervision und Coaching. Was können wir als Supervisor*innen und Coaches in dieser Situation für die Seelsorge tun? Wie können wir ehrenamtlich tätige Seelsorgerinnen und Seelsorger ausbilden, wenn es keine Praktikumsstellen mehr für sie gibt?

Supervision und Coaching ermöglichen Begegnung

„Es geht doch einiges“, habe sie in den zurückliegenden Monaten festgestellt, berichtete Tergau-Harms: Die TelefonSeelsorge bearbeitete die wachsende Nachfrage in vielen Sonderschichten und stellte die App „Krisenkompass“ zur Verfügung, die Chatseelsorge weitete ihr Angebot aus, die christlichen Kirchen in Niedersachsen richteten unter der Projektleitung des Zentrums für Seelsorge und Beratung eine zeitlich befristete Seelsorge-Hotline ein und die Lebensberatungsstellen entwickelten Angebote der Online-Beratung.

„Supervision und Coaching haben auch dann Begegnung ermöglicht, wenn Menschen zu Hause gearbeitet haben oder in Quarantäne waren“, berichtete Tergau-Harms. Dabei habe die Nutzung digitaler Kanäle natürlich auch Einschränkungen und offene Fragen aufgeworfen: „War der Grund für das Einfrieren eines Gesichtes technisch oder emotional begründet – diese Frage haben wir uns manchmal gestellt“, so die landeskirchliche Beauftragte. Hinzu gekommen sei die Frage der Vertraulichkeit: Wie könne sie gewährleistet werden, wenn der Laptop auf dem Küchentisch stehe, weil in Zeiten des Lockdowns nicht jedes Familienmitglied ein eigenes Arbeitszimmer habe?

Entscheidend ist die Verbindung

„Entscheidend für die Seelsorge in Gemeinden und Einrichtungen ist die Verbindung von analog und digital“, betonte Tergau-Harms. Als Beispiele nannte sie eine im ZfSB gestaltete Postkarte der Altenseelsorge, die vielfach genutzt wurde, innovative Lösungen der Krankenhausseelsorge, die sich vermehrt auch um Mitarbeitende in Kliniken kümmerte, und erfolgreiche Notfallseelsorge-Einsätze, die vom Garten zum Balkon geleistet wurden. Mit ehrenamtlichen Seelsorger*innen sei auch das Telefongespräch in der besonderen Situation der Pandemie thematisiert und erprobt worden.

„Es gab einen digitalen Schub“, stellte Tergau-Harms fest. „Auch bei uns Seelsorger*innen wurden, ebenso wie bei vielen Senior*innen, einige Berührungsängste abgebaut.“ Abschließend verwies sie auf das Arbeitsfeld Digitale Seelsorge und Beratung, das im Zentrum für Seelsorge und Beratung von Pastor Achim Blackstein verantwortet und weiterentwickelt wird.