„Man braucht eine gesunde, klare Abgrenzung“

Nachricht 10. November 2020

Kirsten Fricke ist landeskirchliche Beauftragte für Gefängnisseelsorge

Pastorin Kirsten Fricke

„Gefängnisseelsorge ist ein spezielles Arbeitsfeld“, sagt Pastorin Kirsten Fricke. „Um im Strafvollzug als Seelsorgerin oder Seelsorger tätig zu sein, braucht man eine gesunde, klare Abgrenzung.“ Sie selbst arbeitet seit fünfeinhalb Jahren als Seelsorgerin in einem ökumenischen Team in der Justizvollzugsanstalt Sehnde, einer der größten Einrichtungen in Niedersachsen. Seit September ist sie zudem im Umfang einer 25-Prozent-Stelle landeskirchliche Beauftragte für Gefängnisseelsorge und in dieser Funktion dem Zentrum für Seelsorge und Beratung (ZfSB) in Hannover zugeordnet.

„Es geht mir als Beauftragte für die Gefängnisseelsorge darum, Vieles von dem, was vorhanden ist, zu bewahren und gleichzeitig Neues zu wagen“, sagt Fricke. Zu ihren Aufgaben gehört es, fachliches Knowhow ins Landeskirchenamt zu spiegeln und die Arbeit der Regionalkonferenz der evangelischen Gefängnisseelsorge in Niedersachsen und Bremen zu begleiten. Bereits vor ihrer Einführung als landeskirchliche Beauftragte war sie stellvertretende Vorsitzende dieses Gremiums, das den regelmäßigen Austausch über fachliche und politische Fragestellungen organisiert und vorantreibt.

Für ihre Aufgabe im Zentrum für Seelsorge und Beratung bringt Kirsten Fricke vielfältige Kenntnisse mit: Nach dem Theologiestudium absolvierte sie ein Sondervikariat im Diakonischen Werk und studierte berufsbegleitend Diakoniewissenschaft. Ihr zweites theologisches Examen hatte sie zum christlich-muslimischen Dialog geschrieben und war auf dieser Basis zwischen 2009 und 2012 in der Koordination des Hauses der Religionen in Hannover tätig. Schließlich sammelte sie als Pastorin in zwei Kirchengemeinden in Hannover auch viel Gemeindeerfahrung.

Das diakonische Knowhow, die interreligiöse Kompetenz und die Erfahrungen als Gemeinde- und Gefängnisseelsorgerin empfindet Kirsten Fricke als gutes Fundament für ihre Tätigkeit als landeskirchliche Beauftragte in der Gefängnisseelsorge. Einen Schwerpunkt in ihrer Tätigkeit wird sie auf die Nachwuchsgewinnung setzen: „Ich rechne damit, dass wir in Zukunft bei der Stellenbesetzung Probleme bekommen werden, obwohl die Berufszufriedenheit der Kolleginnen und Kollegen in der Gefängnisseelsorge sehr hoch ist.“

Um dem drohenden Nachwuchsmangel etwas entgegenzusetzen, schweben Kirsten Fricke Orientierungsangebote vor – so etwas wie „Schnuppertage“ in der JVA. „Ich möchte Kolleginnen und Kollegen für das Arbeitsfeld interessieren“, sagt die Gefängnisseelsorgerin. In welcher Form das geschehen kann, wird sie in den kommenden Monaten in Abstimmung mit dem Landeskirchenamt entwickeln. Als hilfreich empfindet sie dabei die Kontakte mit den weiteren Arbeitsfeldern innerhalb des ZfSB: Viele Seelsorgerinnen und Seelsorger absolvieren vor Beginn ihrer Tätigkeit im Justizvollzug eine seelsorgliche Zusatzausbildung, etwa in der Klinischen Seelsorgeausbildung (KSA).