Schweres Thema leicht gemacht

Nachricht 19. Oktober 2020

Vorsorge-Broschüre wird viel nachgefragt

Foto: Andrea Hesse

Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht sind nur zwei von vielen schwierigen Themen, mit denen viele Menschen die Auseinandersetzung scheuen. Die Landeskirche Hannovers will ihnen zur Seite stehen und hat dazu eine umfassende Vorsorge-Broschüre veröffentlicht. Die Nachfrage ist so groß, dass jetzt die dritte Auflage gedruckt wurde.

„Ich wollte es angehen, solange ich noch klar im Kopf bin“, sagt Günter Schmidt-Glahn. Mittlerweile hat der 69-Jährige sein Testament gemacht und noch manch andere wichtige Entscheidung getroffen, die seine letzte Lebensphase prägen wird. „Ich möchte nicht an Schläuche angeschlossen werden wie Koma-Patienten, die man nicht sterben lässt“, sagt der ehemalige Mitarbeiter der Landeskirche Hannovers. Doch nun sei er beruhigt: „Ich habe das Gefühl, dass alle wichtigen Dinge geregelt sind.“ Schließlich könne es schnell gehen, gibt er zu bedenken.

Günter Schmidt-Glahn hat sich schon früh mit dem Lebensende beschäftigt. In der Volkshochschule habe er einen Kursus zum Thema Patientenverfügung besucht und lange darüber nachgedacht, welche Behandlungsformen er für sich ausschließt. Einen neuen Anstoß habe ein Bericht gegeben, den er vor einem Jahr in der Evangelischen Zeitung gelesen hat. „Da stand drin, dass die Landeskirche eine Handreichung zur Patientenvorsorge veröffentlicht hat.“ Es sei sehr aufschlussreich gewesen, sie zu lesen, so Schmidt-Glahn. „Alle meine Fragen wurden gut aufgenommen und erklärt, und ich fühlte mich wirklich gut informiert.“ Nach und nach sei er die schwierigen Themen angegangen, habe für sich Entscheidungen getroffen. So habe er einen Bestattungsvorsorgevertrag abgeschlossen: „Ich finde es sehr schön zu wissen, wo ich später einmal liegen werde, unter einer Fichte und mit Blick ins Calenberger Land.“

Selbst den Grabstein habe er bereits ausgesucht, erzählt der gebürtige Hannoveraner, der seit rund 30 Jahren in Ronnenberg lebt. „Es ist der Findling, der schon auf dem Grab meines Vaters stand. Auf der Rückseite steht jetzt mein Name mit meinem Geburtsdatum.“

Gesammelte Hilfen und Kompetenzen

Die Vorsorge-Broschüre „Ins Gespräch gebracht und gut geregelt. Vorsorge ist sinnvoll“ hat die Landeskirche Hannovers im September vor einem Jahr veröffentlicht. Mittlerweile sei die Broschüre in der dritten Auflage veröffentlicht und 30.000 Mal gedruckt worden, sagt Katharina Rogge-Balke, Referentin für den Bereich Erbschaftskommunikation bei der Landeskirche. Ziel sei es gewesen, das Thema Vorsorge umfassend darzustellen. „Wir wollten alle Hilfen und Kompetenzen sammeln, die die Landeskirche anbietet.“ Neben Rogge-Balke sind nämlich auch der Besuchsdienst der Landeskirche und die Altenseelsorge im Zentrum für Seelsorge und Beratung, Helene Eißen-Daub und Anita Christians-Albrecht, beteiligt.

Vor allem auf Verständlichkeit und ansprechende Gestaltung haben die Macherinnen nach eigenen Aussagen viel Wert gelegt. „Das soll die Beschäftigung mit den schweren Themen leichter machen“, sagt Rogge-Balke. Im zurückliegenden Jahr habe es viele positive Reaktionen gegeben. Das zeige, wie groß das Interesse sei.

Die Broschüre greift nicht nur medizinische und juristische Fragen auf. Neben der Patientenverfügung, der Vorsorgevollmacht und der Betreuungsverfügung geht es ebenso um eine Anregung zur Auseinandersetzung mit dem Komplex Erben und Vererben sowie um seelsorgliche Begleitung bei Themen wie Demenz, Abschied und Trennung. Ebenso werden Bestattungsformen und Trauerarbeit thematisiert. „Wir erwähnen auch die Aussegnung, bei der die Angehörigen zu Hause in Ruhe Abschied vom Verstorbenen nehmen können.“ Es sei gut zu wissen, dass so etwas möglich ist, so Rogge-Balke. Sie empfiehlt: „Gehen Sie mit Ihren Angehörigen ins Gespräch.“

Großer Bedarf an Information und Begleitung

Wie groß der Bedarf an Information und Begleitung bei den letzten Dingen des Lebens ist, bestätigt auch Günter Schmidt-Glahn: „Ich habe die Broschüre schon vielen Menschen weiterempfohlen. Es ist ein toller, lebensnaher Text.“ Auch ihm habe die Beschäftigung mit dem Thema verdeutlicht, wie dankbar er sein könne: „Mit meinem gemeinnützigen Testament möchte ich meinem Schöpfer danken, dass ich ein so behütetes Leben führen durfte.“

Die kostenlose Broschüre kann HIER bestellt werden.

Text: Sven Kriszio, Evangelische Zeitung