Stärkung für schwerhörige Menschen

Nachricht 22. September 2023

Beate Gärtner veröffentlicht mit großem Erfolg Ermunterungstexte

Pastorin Beate Gärtner nutzt selbst Mikrophone und Sender, um im Gespräch alles zu verstehen. Foto: Andrea Hesse

„Wir sollten mit aufrechtem Kreuz von unserer Behinderung sprechen, wir müssen sie aber nicht klagend vor uns hertragen“, sagt Beate Gärtner. Seit August 2022 ist die selbst schwerbehindert schwerhörige Pastorin aus dem Kirchenkreis Aurich Beauftragte für Schwerhörigenseelsorge am Zentrum für Seelsorge und Beratung in Hannover.

„Mir geht es immer darum, vom Leben zu reden: im Sonntagsgottesdienst ebenso wie bei einer Beerdigung“ – auch das betont Beate Gärtner im Gespräch. „Anschließend sollen die Menschen aufrecht und gestärkt in den Tag gehen und sich in ihrer Behinderung als geliebtes Geschöpf Gottes verstehen.“ Im Frühjahr dieses Jahres entdeckte Gärtner eine weitere Möglichkeit, das Reden vom Leben schwerhörigen Menschen zugänglich zu machen: Sie schreibt Ermunterungstexte.

„Mittlerweile schreibe ich diese Texte etwa alle zehn bis 14 Tage und mache längstens mal eine Pause von drei Wochen“, berichtet Gärtner. Regelmäßig verschickt sie ihre Texte über einen Verteiler mit etwa 50 Adressen, von denen rund 20 verschiedene weitere Verteiler bedienen. Dazu gehören unter anderem die Bundesgeschäftsstelle und mehrere Ortsverbände des Deutschen Schwerhörigenbundes, die Hannoversche Cochlea-Implantat-Gesellschaft und Selbsthilfegruppen von Wittmund bis Koblenz. Regelmäßig erhält sie auch Rückmeldungen von Empfänger*innen ihrer Ermunterungstexte: „Ich bekomme meistens an den beiden Tagen, die auf einen Versand folgen, Reaktionen zu meinen Texten und oft ergeben sich aus diesen Reaktionen dann Seelsorgegespräche.“

„Der heutige Text kam sehr gut an und wurde gleich mitgenommen zum Stammtischtreff der Seniorenwohnanlage“, schrieb ihr kürzlich eine Leserin aus Wiesbaden, und auch ein Leser aus Frankfurt/Oder sandte Lob: „Es ist mir eine Freude, Ihre Texte zu lesen. Besonders interessant die persönlichen Erlebnisberichte …“

Beate Gärtner ist selbst noch immer überrascht vom Erfolg ihrer Ermunterungstexte. Der lässt sich jedoch erklären: In klaren Worten erzählt sie von persönlichen Erlebnissen, Erfahrungen und Eindrücken und verbindet dies mit beherztem konkreten Handeln. So drückt sie ihren Gesprächspartner*innen in der lauten Pizzeria oder beim Doppelkopfspiel in der Kneipe ein Mikrophon in die Hand, das alles Gesprochene direkt auf ihr Hörgerät überträgt, sie freut sich an Bildern, wo sie die Töne nicht mehr hört, und immer tritt sie mit aufrechtem Kreuz und Beharrlichkeit für die Teilhabe schwerhöriger Menschen am Leben ein. Glaubwürdig werden ihre Texte auch dadurch, dass sie Zweifel und die eigene Unsicherheit nicht verschweigt.

Kürzlich erlebte die Schwerhörigenseelsorgerin eine weitere Überraschung: „Auf einer Konferenz des IVSS (Internationaler Verband für Schwerhörigenseelsorge) in Schweden kam die Frage auf, ob wir deine Texte nicht übersetzen und auf die IVSS-Website stellen dürften“, schrieb ihr Rosemarie Muth, Vorsitzende der Evangelischen Schwerhörigenseelsorge in Deutschland. Beate Gärtner hat bereits zugestimmt.

Die Ermunterungstexte werden regelmäßig auf der Webseite des Zentrums für Seelsorge und Beratung veröffentlicht und können heruntergeladen werden. Auch Informationen zur Aufnahme in den Verteiler der Beauftragten für Schwerhörigenseelsorge sind hier zu finden.