Kopfarbeit und Erdung in der Gemeinde

Nachricht 24. November 2023

Sonja Thomaier ist ehrenamtliche Pastor*in der Queersensiblen Seelsorge

Sonja Thomaier wurde von Regionalbischöfin Dr. Petra Bahr ordiniert; den Gottesdienst gestalteten Pastor Theo Adam und sein katholischer Kollegen Daniel Konnemann mit. Foto: Meret Köhne

Sonja Thomaier wurde jetzt von Regionalbischöfin Dr. Petra Bahr in einem feierlichen Gottesdienst in der Dreifaltigkeitskirche in Hannover als ehrenamtliche Pastor*in ordiniert. Neben einem Promotionsvorhaben bei Professorin Maren Bienert an der Universität Hildesheim zum Thema „Queere Theologie“ wird Sonja Thomaier als ehrenamtliche Pfarrperson im Fachbereich „Queersensible Seelsorge und Beratung“ der Landeskirche tätig sein.

Sonja Thomaier ist 34 Jahre alt und stammt aus Bielefeld. Im Jahr 2009 begann Thomaier mit einem Medizinstudium an der Universität Göttingen. Im Laufe der ersten Jahre wuchs jedoch die Faszination an der Theologie. Der Zufall brachte Sonja Thomaier mit einigen Bewohner*innen des Theologischen Stifts in Göttingen zusammen, die eine Aufnahme in die Hausgemeinschaft ermöglichten und gemeinsam lange Abende mit Gesprächen über Glaubensfragen verbrachten. Dies bestärkte Thomaier darin, endgültig das Studienfach zu wechseln. „Ich habe es schon immer geliebt, in Gedankengebäuden zu wandeln, dieses freie Nachdenken und Philosophieren, so war das erste Semester im Theologiestudium wie ein Nach-Hause-Kommen für mich“, so Thomaier.

Das Theologiestudium führte Sonja Thomaier auch nach Jerusalem und Berlin, bevor 2020 in Göttingen das erste Theologische Examen folgte. Die praktische Ausbildungsphase zur Pfarrperson verbrachte Thomaier zunächst in einer Gemeinde in Verden. Nach einem intensiven Seelsorgepraktikum im Kinderhospiz Syke folgt der Wechsel zur Dreifaltigkeitskirche in Hannovers Oststadt zum ehemaligen Pastor Jürgen Kemper. „Es war eine lehrreiche Erfahrung mit meinem Mentor zum Beispiel über ‚flapsige Sprache‘ in der Gottesdienstgestaltung zu diskutieren“, erzählt Thomaier. Die Verbindung zur Gemeinde habe Thomaier neben der Kopfarbeit am Schreibtisch schon immer in gewisser Weise geerdet. Nun ist die Freude groß als ehrenamtliche Pastor*in die wissenschaftliche Arbeit mit dem Seelsorgeauftrag in der Queer-Community verbinden zu können. 

Bei der Ordination assistierten ein Team aus Pastor Axel Kawalla von der Dreifaltigkeitskirche und Pastor Theodor Adam, Beauftragter für Queere Seelsorge und Beratung im Zentrum für Seelsorge und Beratung. Superintendentin Bärbel Wallrath-Peter übergab die Ernennungsurkunde. Außerdem wirkten Assistierende aus dem persönlichen Umfeld von Sonja Thomaier sowie Kirchenvorstände mit, die der Pastor*in ein Segenswort zusprachen und die Hand auflegten.

Regionalbischöfin Dr. Petra Bahr zitierte in ihrer Predigt den Ordinationsvers aus dem Buch des Propheten Jesaja: „Zu der Zeit wird man sagen: Seht, das ist unser Gott! Auf ihn haben wir unsere Hoffnung gesetzt, und er hat uns geholfen.“ (Jesaja 25,9) Es sei dieses Wir-Gefühl, mit dem Sonja Thomaier nun in den Pfarrberuf starte. „Wo könnte man einen solchen Tisch der Gemeinschaft aufbauen? In der Dreifaltigkeitskirche oder in der Queer-Community oder ganz woanders? Intellektuell und ganz praktisch einen solchen Tisch aufzubauen, das ist Sonja Thomaiers Berufung“, so Bahr in ihrer Predigt.