„Das Thema Einsamkeit ist ständig präsent“

Nachricht 21. Dezember 2023

TelefonSeelsorge begrüßt Strategie gegen Einsamkeit

Foto: Henning Sorby auf Pixabay

Die TelefonSeelsorge Deutschland begrüßt die vom Bundesfamilienministerium (BMFSFJ) vorgestellte ressortübergreifende Strategie gegen Einsamkeit. Die verlässliche Förderung bereits bestehender zivilgesellschaftlicher Initiativen sei ein wichtiger Punkt, diese müssten aber auch durch eine koordinierte Vernetzung gestärkt werden. Wünschenswert sei eine weitere Konkretisierung der Maßnahmen; benötigt werde zudem eine Aufstockung der Finanzierungshilfen.

„Das Thema Einsamkeit ist uns als gesellschaftliches Problemfeld ständig präsent“, sagt Lydia Seifert, Geschäftsführerin der TelefonSeelsorge Deutschland. „In fast jedem vierten Telefonat und in rund zehn Prozent der Chat- und Mailkontakte wird Einsamkeit angesprochen. Wir können diese seelische Not lindern; um Einsamkeit zurückzudrängen bedarf es jedoch gemeinsamer Anstrengungen der gesamten Gesellschaft.“

Das Strategiepapier des Familienministeriums macht deutlich, dass Einsamkeit alle Menschen betreffen kann; also keineswegs nur die häufig zuerst genannten Älteren und die – seit der Pandemie ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückten – Jungen, sondern schlicht alle Lebensalter. Von Einsamkeit besonders betroffen sind gesellschaftliche Randgruppen und Menschen, die in Armut leben oder unter psychischen Erkrankungen leiden. Für diese Personen ist die im Papier benannte Reduzierung von Wartezeiten auf Therapieplätze von Bedeutung. Für andere von Einsamkeit betroffene Menschen geht es vor allem um soziale Kontakte.

„Menschen brauchen Menschen. Menschen, mit denen sie reden können und die ihnen zuhören. Gegen Einsamkeit hilft zuallererst bürgerschaftliches Engagement“, sagt Frank Ertel, Vorsitzender der TelefonSeelsorge Deutschland. Bei allen guten Ansätzen bleibe die nicht geklärte bzw. indirekt fast schon verneinte Aufstockung finanzieller Hilfen ein großes Manko des Papiers. „Ohne eine gesicherte Finanzierung wird es keine spürbare Verbesserung der Situation geben“, warnt Ertel. „Deshalb möchten wir an dieser Stelle auch noch einmal darauf hinweisen, dass die Stärkung des sozialen Zusammenhalts und der Abbau von Isolation Menschen nicht nur zufriedener leben lässt – sondern auch ihre Bereitschaft stärkt, sich ihrerseits für die Gesellschaft zu engagieren.“

TelefonSeelsorge führt 42.000 Gespräche

Die Mitarbeitenden in den sechs TelefonSeelsorge-Stellen der hannoverschen Landeskirche haben im Jahr 2023 etwa 42.000 seelsorgliche Gespräche am Telefon geführt. Hinzu kamen 4.500 Gespräche im Chat sowie 2.000 Kontakte per Mail, wie der landeskirchliche Beauftragte für Telefonseelsorge, Daniel Tietjen, jetzt berichtet. Gegenüber dem Vorjahr seien damit zwar die telefonischen Kontakte leicht rückläufig gewesen, zugleich hätten aber die Anfragen per Chat und Mail zugenommen.

In etwa 85 Prozent aller Kontaktaufnahmen sei es zu einem seelsorglichen Austausch gekommen, berichtet Tietjen. Daneben gab es sogenannte Aufleger, Schweigeanrufe und Anfragen, die nicht dem Auftrag der Telefonseelsorge entsprechen. „Die Zahl von missbräuchlichen Kontakten ist allerdings deutlich geringer geworden“, so Tietjen. Ausgewertet wurden die Zahlen bis Anfang Dezember, für den letzten Monat des Jahres wird die Summe hochgerechnet.

Die Themen in den Seelsorgegesprächen bilden oftmals das Zeitgeschehen ab. „Wenn man überlegt, was allein in diesem Jahr schon wieder alles geschehen ist, ist es kein Wunder, dass das die Menschen bewegt“, stellt Daniel Tietjen fest. Mit Blick auf die kommenden Festtage rechnet er mit einem höheren Redebedarf: „Da ist erfahrungsgemäß immer viel emotional in Bewegung. Aber sei es Einsamkeit oder Familienstreit – unsere ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer haben eine hohe Bereitschaft, den Sorgen der Menschen ein offenes Ohr zu schenken.“