„Seelsorge ist immer ein Aufstehen und Losgehen“

Nachricht 20. November 2023

Christiane Plöhn wurde aus dem ZfSB in den Ruhestand verabschiedet

BU 1: Christiane Plöhn und ZfSB-Direktorin Angela Grimm (3. und 4. von links) mit den Assistierenden der Verabschiedung: Christine Schmid (von links), Anita Christians-Albrecht, Mareike Dee und Hans Jürgen Bollmann. Foto: Andrea Hesse

So einige berufliche Stationen liegen hinter Christiane Plöhn: Nach dem Theologiestudium in Kiel, Hamburg und Marburg absolvierte sie ihr Vikariat in Hannover und ging anschließend mit ihrem Mann Rainer Henne für ein Jahr nach Rotterdam. Es folgten jeweils mehrjährige Tätigkeiten als Gemeindepastorin in Drochtersen an der Elbe, in Soltau und Bardowick; die Familie zog, mehr oder weniger murrend, mit. Tiefenpsychologisch und systemisch orientierte Seelsorgeausbildungen schlossen sich an und in der Folge führte Christiane Plöhns weiterer beruflicher Weg ins Zentrum für Seelsorge und Beratung (ZfSB) in Hannover, wo sie seit 2015 die neu begründete Seelsorgeausbildung für ehrenamtlich Tätige aufbaute und verantwortete. Zuletzt war sie parallel dazu in der kommissarischen Leitung der Fachstelle zur Prävention sexualisierter Gewalt in der hannoverschen Landeskirche tätig; nun wurde sie aus ihrem Dienst in den Ruhestand verabschiedet.

„Du warst eine der ersten Systemikerinnen in unserer Landeskirche“, würdigte Angela Grimm, Direktorin des ZfSB, das Engagement Plöhns im Verabschiedungsgottesdienst in der Kapelle des Annastiftes in Hannover. „Humor und die Fähigkeit, Schweres in einen anderen Rahmen zu setzen, haben dich immer ausgezeichnet.“ Christiane Plöhn selbst habe die Gemeindearbeit als Königsdisziplin bezeichnet, sei gleichzeitig aber auch dankbar für die Möglichkeiten zur Weiterbildung gewesen. Schließlich habe sie die Aufgabe der seelsorglichen Ausbildung ehrenamtlich tätiger Menschen als Sahnehäubchen auf ihrem Berufsleben verstanden.

Menschen haben das Gefühl, dass sie gesehen werden

Beim Empfang im ZfSB, der sich an den Gottesdienst anschloss, wurde in vielen Beiträgen deutlich, welch hohe Wertschätzung Christiane Plöhn sich in ganz verschiedenen kirchlichen Bezügen erworben hatte. Dankesworte in ernster oder heiterer Form kamen unter anderem aus dem Landeskirchenamt, der Vikarsausbildung in Loccum, aus der Fachgruppe Systemik und insbesondere aus der Kolleg*innenschaft im ZfSB. „Wir werden dich mit deinem Humor und deiner Herzlichkeit vermissen – manche Mittagspause mit dir war wie ein Kurzurlaub“, fasste es Anita Christians-Albrecht im Namen der ZfSB-Kolleg*innen zusammen. „Dein Humor ist frech, manchmal ein bisschen aufmüpfig – wer bringt uns jetzt verlässlich zum Lachen?“ Sie schloss mit dem vielleicht schönsten Kompliment für eine Seelsorgerin: „Menschen haben bei dir das Gefühl, dass sie gesehen werden.“

Christiane Plöhn hatte es in ihrer Abschiedspredigt so ausgedrückt: Jesus selbst habe, in Jericho auf den blinden Bettler Bartimäus aufmerksam geworden, die „Hammerfrage“ gestellt – „Was willst du, dass ich dir tun soll?“ Diese Frage stelle eine Beziehung her, fordere das Gegenüber auf, den eigenen Bedarf selbst auszusprechen und gebe ihm die Möglichkeit zur Selbstermächtigung. Der bei Bartimäus zu Grunde liegende Glaube, den Jesus erkannte, sei ein Trotzen gegen himmelschreiendes Unrecht gewesen. „Seelsorge in diesem Sinne ist immer ein Aufstehen und Losgehen; Seelsorge ermächtigt zum Trotzdem“, stellte Christiane Plöhn fest.

Beim Empfang im ZfSB freute sich Christiane Plöhn über kleine Geschenke und große Wertschätzung. Foto: Andrea Hesse