Foto: Andrea Hesse

Neues Projekt hilft isolierten Patientinnen und Patienten

Nachricht 08. März 2022

„Ich würde so gerne etwas häkeln“

Friederike Nerge (links) und Berenike Kircher sind gespannt, wie ihr Projekt bei Patientinnen und Patienten ankommt. Foto: Andrea Hesse

Die Idee entstand am Küchentisch einer Wohngemeinschaft in Hannover: Berenike Kircher, als Medizinstudentin in der Inneren Medizin des Friederikenstiftes in Hannover tätig, erzählte ihrer Mitbewohnerin Friederike Nerge, wie sehr die Patientinnen und Patienten auf der sogenannten Corona-Station der DIAKOVERE-Klinik unter der Isolation litten. „Meistens sind es ältere Menschen, die eine Corona-Infektion haben oder hatten und hier isoliert in Einzelzimmern liegen“, erklärt Kircher. Sie dürften das Zimmer nicht verlassen und keinerlei Besuch empfangen; der einzig mögliche Kontakt sei der mit Ärztinnen und Pflegern.

„Teilweise liegen die Menschen hier wochenlang, da sie erst nach mehreren negativen PCR-Tests zurück ins Altenheim oder in die Betreuung eines Pflegedienstes dürfen“, erzählt Kircher. Besonders hart sei das für diejenigen, die keine Angehörigen mehr hätten, die für sie Bücher, Zeitschriften oder Strickzeug an der Rezeption abgeben könnten. 

„Ich würde so gerne etwas häkeln“ – auch von diesem bescheidenen Wunsch einer älteren Patientin auf der Isolierstation berichtete Kircher ihrer Freundin und Mitbewohnerin Friederike Nerge. Als Praktikantin im Anerkennungsjahr arbeitet Nerge seit einem knappen halben Jahr in der evangelischen St.-Petri-Kirchengemeinde und in einem Diakonie-Projekt in Burgwedel; im vergangenen Sommer hatte sie ihr Studium der Religionspädagogik und Sozialen Arbeit abgeschlossen.

Einer einzelnen Patientin Wolle und Häkelnadel zu bringen, sei ja nicht schwer, überlegten die beiden jungen Frauen; das allgemeine Problem der Vereinsamung und erzwungenen Tatenlosigkeit auf der Isolierstation sei damit aber nicht gelöst. Nach weiteren Überlegungen nahm schließlich das Projekt „Keine Langeweile im Krankenbett“ Konturen an und wurde vom Team in St. Petri ideell und tatkräftig unterstützt. 1.000 Euro aus einer Privatspende für die Corona-Hilfe stellte die Kirchengemeinde zur Verfügung – ein Glücksfall für Friederike Nerge, Berenike Kircher und ihr gemeinsames Projekt.

Tüten mit unterschiedlichem Inhalt werden gepackt; nur der herzliche Gruß ist bei allen gleich. Foto: Andrea Hesse

Unterstützung durch Schwesternschaft und Krankenhausseelsorge

Unterstützt von der Schwesternschaft im Friederikenstift und der Krankenhausseelsorge ermittelten Nerge und Kircher die Wünsche der isolierten Patientinnen und Patienten, druckten Plakate und mehrsprachige Infoflyer und kauften ein. Anschließend wurden die ersten 20 Tüten für das Projekt gepackt: „Stricken“, „Häkeln“, „Spiele“, „Malen“ oder „Rätsel“ sind sie beschriftet. Im Innern findet sich eine Grundausstattung mit einem herzlichen Gruß, einer Flasche Rotbäckchen, einem Duschgel und etwas Süßem; außerdem, je nach Interesse der Patientinnen und Patienten, Wolle und Strick- oder Häkelnadeln, Mandalas, Stifte und Anspitzer, ein Rätselblock oder ein Spiel, das sich gut alleine spielen lässt. Wer eine der Tüten bekommen möchte, kann sich an die Pflegekräfte wenden; die wiederum werden gebeten, selbst Empfängerinnen und Empfänger vorzuschlagen.

„Die Botschaft ist: Wir sehen dich, wir denken an dich, auch wenn niemand sonst zu dir kommen darf“, sagt Friederike Nerge. „Dieses Projekt ist für mich Diakonie und ich freue mich riesig, dass ich es im Rahmen meines Praktikums anschieben darf.“ Gemeinsam mit Berenike Kircher dankt sie insbesondere Sabine Ritter aus der Schwesternschaft des Friederikenstiftes für die tatkräftige Unterstützung und Abstimmung innerhalb der Klinik.

Beide Projektleiterinnen sind gespannt auf die Resonanz und wollen am Ball bleiben: Sofern die Rückmeldungen positiv ausfallen, wird das Projekt fortgesetzt und kann auch auf andere Isolierstationen und andere Kliniken ausgeweitet werden.