Darauf musste die Evangelische Jugend lange warten: Vom 23. bis 26. Juni 2022 findet das Landesjugendcamp „Live und in Farben“ in Verden statt. Vier Jahre ist es her, dass junge Menschen aus allen Regionen der hannoverschen Landeskirche hier zusammenkamen; corona-bedingt musste das Camp im Jahr 2020 ausfallen.
Mit dabei sein werden in diesem Sommer auch Anna Thumser, Diakonin im Kirchenkreisjugenddienst Burgwedel-Langenhagen, und Sonja Winterhoff, Diakonin in der Kirchengemeinde Bergen bei Celle. Beide bereiten in Zusammenarbeit mit Katrin Michnikowski vom Landesjugendpfarramt die Camp-Seelsorge vor, die Teil des Schutzkonzeptes für das Camp in Verden sein wird.
Anna Thumser und Sonja Winterhoff sind ein eingespieltes Team: Sie kennen sich seit Studientagen, arbeiten beide in der landeskirchlichen Arbeitsgruppe zur Peer-to-Peer-Seelsorge mit und sind Teil des Systemischen Netzwerkes, das im Zentrum für Seelsorge und Beratung (ZfSB) in Hannover seinen Platz hat. In Grund- und Aufbaumodulen zur Peer-to-Peer-Seelsorge bereiten sie in Zusammenarbeit mit Petra Eickhoff-Brummer vom ZfSB und Marco Kosziollek aus dem Landesjugendpfarramt junge Menschen darauf vor, sich ehrenamtlich in der Seelsorge von Jugendlichen für Jugendliche zu engagieren.
Lernen von den Erfahrungen anderer
„Wir wollen mit der Camp-Seelsorge sichtbar und unterwegs sein, aber auch eine feste Anlaufstelle anbieten, wenn Jugendliche Angst oder Heimweh haben, wenn sie unter einem Streit mit Freund:innen leiden oder einfach eine Person suchen, mit der sie reden können“, sagt Anna Thumser. Dabei müsse auch der Schutz derjenigen, die das Gespräch suchen, bedacht werden: „Es soll nicht gleich öffentlich sichtbar werden, dass da jemand Hilfe sucht“, erklärt Sonja Winterhoff. Die beiden Diakoninnen können für ihre Planung auf Erfahrungen anderer zurückgreifen: „Wir haben bei großen Festivals, zum Beispiel in Wacken und beim Deichbrand-Festival angefragt, wie die das machen.“ Vielleicht wird es in Verden eine „Ansprech-Bar“ im Café auf dem Festivalgelände geben, an der Jugendliche unauffällig um Hilfe bitten können.
Niemand geht unvorbereitet in diese Aufgabe
Mit einem Flyer und im Netz werben die Organisatorinnen der Camp-Seelsorge um junge Menschen, die sich an diesem Angebot beteiligen wollen. „Wir suchen dich, wenn du Herausforderungen liebst und gleichzeitig den Mut hast, in Kontakt mit Jugendlichen zu kommen“, heißt es im Flyer – und Thumser und Winterhoff sind sehr gespannt, wer darauf reagieren und Teil des Teams der Camp-Seelsorge werden möchte. „Es geht um das da Sein, um das Zuhören, ohne sich aufzudrängen“, sagt Anna Thumser. Sie betont, dass niemand unvorbereitet in diese Aufgabe geschickt wird: Grundlage für die Mitarbeit im Team sind eine abgeschlossene Juleica-Schulung, die Teilnahme an einem Peer-to-Peer-Basismodul und ein Erste-Hilfe-Kurs. Am 17. und 18. Juni wird darüber hinaus ein Vorbereitungs-Workshop in Hannover angeboten, bei dem auch das Basismodul absolviert werden kann. Als Anerkennung und Unterstützung für ihr Engagement können dann alle, die zum Team gehören, kostenfrei am Camp teilnehmen, für ihre Unterbringung steht ein extra Zelt zur Verfügung und sie bekommen ein T-Shirt als Geschenk.
"Seelsorge hat immer mit Haltung zu tun"
Bei allen Vorbereitungen spielt das Thema „Haltung“ eine wichtige Rolle für Anna Thumser und Sonja Winterhoff: „Seelsorge hat immer mit Haltung zu tun und das gilt natürlich auch für die Peer-to-Peer-Seelsorge.“ Junge Menschen, die sich hier engagieren wollen, sind in der Vorbereitung aufgefordert, sich intensiv mit ihrer eigenen Haltung und ihren persönlichen Grenzen zu beschäftigen – auch um zu verhindern, dass sie sich aufdrängen oder selbst überfordert werden. Genauso wichtig ist es, dass die Beruflichen, also Sonja Winterhoff, Anna Thumser und ihre Kolleg:innen, jederzeit erreichbar sind: „Wir bleiben im Hintergrund, aber stehen immer für Gespräche zur Verfügung“, sagt Thumser. Auch eine Art Notausstieg wird vereinbart: „Wenn ihr an eure Grenzen stoßt, ruft Anna oder Sonja!“