Einfach da und ansprechbar sein

Nachricht 23. Mai 2022

Seelsorge in Halle 13 auf dem Messegelände in Hannover

Pastor Joachim Wittchen während eines Dienstes im Seelsorgezelt in der Messehalle. Foto: Andrea Hesse

Es ist ruhig an diesem Nachmittag in Halle 13 auf dem Messegelände in Hannover. Einige Geflüchtete kommen auch heute aus der Ukraine hier an, viele andere sind vom Messebahnhof Laatzen gleich weitergefahren. Zu Freund:innen und Bekannten, zu Menschen, die sie schon vor dem Krieg kannten und die ihnen nun Hilfe und Unterstützung zugesagt haben.

In der Messehalle läuft es ruhig. Die Ankommenden gehen zum Corona-Test, können sich auch auf eigenen Wunsch impfen lassen. Anschließend werden sie registriert. Danach wird ihnen ein Feldbett zugewiesen und es wird schnell deutlich, dass sich die ankommenden Menschen erst einmal ausruhen müssen. Viele Frauen mit Kindern, auch einige ältere Männer sind unter den neu Angekommenen. Für die Kinder gibt es eine große Spielfläche, die regen Zuspruch findet.

Ein Ort der Seelsorge

Weiter hinten in der Halle haben evangelische und katholische Kirche ein „Seelsorgezelt“ aufgebaut – ein schlichtes weißes Zelt, das durch Banner in deutscher, englischer und ukrainischer Sprache als Ort der Seelsorge erkennbar wird. Immer am Nachmittag sind hier zwei Seelsorger:innen vor Ort. An diesem Tag sind es Joachim Wittchen aus dem Zentrum für Seelsorge und Beratung und Horst Reinecke, beides Pastoren, die sonst in Notfallseelsorge, Schule und Gemeinde tätig sind. Sie haben sich auf einen Aufruf hin gemeldet, gemeinsam mit vielen anderen, um Seelsorge in der Messehalle zu gewährleisten.

Zu den Geflüchteten gibt es nur wenig Kontakt; Grund hierfür ist die sprachliche Barriere. Bei konkreten Fragen an die beiden Seelsorger helfen aber die zahlreichen Dolmetscher:innen weiter, die überall in der Halle verteilt sind. Jemand fragt nach einer orthodoxen Gemeinde in Hannover, eine Frau kommt mit einem Zettel, auf dem eine Adresse steht. Dort bietet eine Kirchengemeinde einen Treff für die Geflüchteten an. Die Seelsorger versuchen, gemeinsam mit einem Dolmetscher zu erklären, wie man dorthin gelangen kann. Eine dritte Person fragt nach einem Gottesdienst.

"Es wird wahrgenommen, dass Kirche vor Ort ist"

„Seelsorge in diesem Setting bedeutet einfach da sein. Und ansprechbar sein. Für alle möglichen Fragen. Es wird wahrgenommen, dass Kirche vor Ort ist“, sagt Joachim Wittchen.

Er und Horst Reinecke – wie auch die vielen Seelsorger:innen, die hier an anderen Tagen vor Ort sind, machen sich auch auf den Weg durch die große Halle. Sie sind erkennbar durch ihre Westen und immer ansprechbar: für die Einsatzkräfte der Hilfsorganisationen, die hier so viel für die Menschen leisten. Für die Mitarbeitenden in der Teststation, bei der Essensausgabe, für diejenigen, die als Security eingesetzt sind. Und auch für die zahlreichen Dolmetscher:innen. Manches Mal sprechen sie von sich aus die Menschen an. Und es ergeben sich Gespräche über die Situation, über die Freude an der Arbeit und der erlebten Sinnhaftigkeit des Tuns, auch über persönliche Belastungen, die die Situation nach drei Monaten Krieg mit sich bringt.

Eine Seelsorgerin hat einen Bistrotisch mitgebracht, sie stellt ihn in der Nähe des Eingangs auf. Eine gute Idee. Denn auch hier ergibt sich die Möglichkeit für viele Gespräche, sowohl mit Geflüchteten dank der Hilfe der Dolmetscher:innen, wie auch mit allen anderen, die hier eingesetzt sind, um zu helfen.