„Ich bin noch ganz beseelt vom Kirchentag“, sagt Joachim Wittchen vom Zentrum für Seelsorge und Beratung (ZfSB). Mit einem Team betreute der Beauftragte für Notfallseelsorge in der hannoverschen Landeskirche auf dem Markt der Möglichkeiten den Stand der Notfallseelsorge und war begeistert von der Resonanz. Ebenso erging es ihm am Freitagabend in einem „Blaulicht“-Gottesdienst zum Kirchentag in der Dietrich-Bonhoeffer-Kirche im Stadtteil Roderbruch: „Ich wäre schon mit 50 Besucher*innen zufrieden gewesen, aber es kamen fast 250“, erzählt er. Das Highlight war schließlich der Besuch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auf dem Markt der Möglichkeiten: Er nahm sich für die Notfallseelsorge rund 15 Minuten Zeit und stellte viele Fragen zu deren Arbeit. Besonderes Interesse zeigte Steinmeier an den Ausbildungsinhalten für ehrenamtlich Mitarbeitende in der Notfallseelsorge vor Ort.
Auch Tamara Meyer-Goedereis, die direkt neben der Notfallseelsorge am Stand der Blinden- und Sehbehindertenseelsorge Dienst tat, zog eine rundum positive Bilanz: Mit einer ganzen Reihe verschiedener Brillen konnten Besucher*innen verschiedene Seheinschränkungen simulieren und wurden so durch einen Parcours mit kleinen und größeren Hindernissen geführt. „Eine Frau, deren Schwester eine starke Seheinschränkung hat, hat hinterher geweint“, erzählt die Beauftragte für Blinden- und Sehbehindertenseelsorge. „Es ging ihr so nahe, dass sie zum ersten Mal fühlen konnte, was ihre Schwester empfindet.“
Alte Menschen – mutig, stark, beherzt
Begeistert von der Kirchentagsatmosphäre und von der Resonanz der Besucher*innen auf den Stand der Altenseelsorge war auch die Beauftragte für dieses Seelsorgefeld, Anita Christians-Albrecht. Anhand großformatiger Fotos von alten Menschen in eher ungewöhnlichen Settings konnten Interessierte bewerten, ob sie diesen Menschen die Adjektive „mutig“, „stark“ oder „beherzt“ zuordnen würden – ein „Türöffner“ für viele Gespräche mit älteren ebenso wie mit jungen Menschen.
Beate Gärtner, Beauftragte für die Schwerhörigenseelsorge und selbst stark schwerhörig, machte ebenfalls nur gute Erfahrungen mit einem offenen, interessierten und sehr zugewandten Publikum. Eine Hörschleife, rund um den Stand der Evangelischen Schwerhörigenseelsorge auf den Hallenboden geklebt, machte es möglich, dass sie mit ihren Hörgeräten und dem um den Hals getragenen Empfänger gut mit den Besucher*innen ins Gespräch kam. Ihre Ermunterungstexte für schwerhörige Menschen, die sie in einem Werkstattheft des Zentrums für Seelsorge und Beratung veröffentlicht hatte, stießen dabei auf große Resonanz. Rosemarie Muth, Schwerhörigenseelsorgerin aus der Landeskirche Württembergs, steuerte viele technische Details bei und überraschte mit der Erklärung, dass die aufgeklebte Hörschleife aus einem schlichten Klebeband mit Kupferbeschichtung bestand. Erhältlich ist so etwas in Gartenmärkten; üblicherweise dient es dazu, Schnecken vom Entern von Blumenkübeln abzuhalten.
"Die Ausstellung war hier am richtigen Ort"
Im „Zentrum Psychologische Beratung und Seelsorge“ in einer anderen Messehalle tat Christine Koch-Brinkmann mit etwa 60 Berater*innen aus ganz Deutschland Dienst. In vertraulicher Umgebung boten sie Beratungsgespräche für Gruppen und Einzelpersonen an – ein Teil dieses Angebotes war schon vor Beginn des Kirchentages ausgebucht. Koch-Brinkmann, Fachleitung der Fachstelle für Psychologische Beratung des ZfSB, eröffnete zudem eine Ausstellung von Bildern, die Schüler*innen der Jahrgänge 9 und 12 der evangelischen IGS Wunstorf unter dem Titel „Brücken aus Licht“ für den Kirchentag gemalt hatten. Schulseelsorgerin Sarah Glawon erläuterte dazu, dass den Schüler*innen keinerlei Vorgaben gemacht worden waren, was Thema oder Material ihrer Bilder betraf. „Die Ausstellung war hier am richtigen Ort – ich habe immer wieder gesehen, dass Besucher*innen sich die Bilder sehr konzentriert angesehen haben“, so Koch-Brinkmann.
Gleich nebenan stand Sonja Winterhoff, Beauftragte für die Peer-to-Peer-Seelsorge für junge Menschen, mit kleinen Teams von jungen Erwachsenen für seelsorgliche und andere Gespräche bereit. Anders, als im Vorfeld abgesprochen, machte der Kirchentag selbst auf das Angebot der Peer-to-Peer-Seelsorge vor Ort kaum aufmerksam, dennoch war auch Winterhoff am Ende des Kirchentages zufrieden. „Menschen, die von innen heraus lächeln, trifft man außerhalb des Kirchentages in Hannovers U-Bahnen eher nicht“, stellte sie fest.
"Beseelt ist das richtige Wort"
„Beseelt“ sei wohl das richtige Wort, um das Gefühl zu beschreiben, dass der Kirchentag hinterlassen hat, stellten ZfSB-Direktorin Angela Grimm und das Team der Beauftragten für die verschiedenen Seelsorgefelder nach dem Ende des Kirchentages übereinstimmend fest.