Orientierung und Bestärkung für die Seelsorge

Nachricht 10. Juli 2025

KSA-Kurs bietet Seelsorgenden Praxis und Reflexion

Barbara Denkers (rechts) und Uwe Keller-Denecke (2. von links) mit den Kursteilnehmenden aus der Landeskirche Hannovers. Foto: Carla Winkler

„Für mich war der KSA-Kurs nochmal eine Bestätigung darin, dass ich als Seelsorgerin im Krankenhaus am richtigen Ort bin.“ So fasst eine Teilnehmerin ihr Fazit nach sechs Wochen Klinischer Seelsorge-Ausbildung (KSA) im Zentrum für Seelsorge und Beratung (ZfSB) in Hannover zusammen. Sechs Seelsorgepersonen aus Gemeindedienst und Spezialseelsorge in der Landeskirche Hannovers entwickelten und vertieften in diesem Kurs gemeinsam mit weiteren Teilnehmenden aus dem Bundesgebiet ihre seelsorglichen Kompetenzen.

Als Praxisfeld, das innerhalb des Kurses eine entscheidende Funktion hatte, dienten Stationen in der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), die die Teilnehmenden während ihrer Ausbildungszeit eigenverantwortlich begleiteten. Die MHH, eine Klinik der Maximalversorgung, stellte zunächst auch eine Herausforderung dar, „weil sie sich so deutlich von ‚meinen‘ Häusern unterscheidet“, so eine Teilnehmerin des Kurses. „In der Tat: Es ist herausfordernd, an verschlossene Türen zu klopfen, nicht zu wissen, welche Menschen mit ihrer Geschichte dahinter zu erwarten sind, und dann ein Gesprächsangebot zu machen“, sagt Kursleiter und Lehrsupervisor Uwe Keller-Denecke vom ZfSB.

Aufmerksamkeit und Offenheit für Seelsorgegespräche

„Das bleibt auch nach Jahren und Jahrzehnten so“, bestätigt Barbara Denkers. Als Klinikseelsorgerin und Lehrsupervisorin leitete sie den Kurs gemeinsam mit Keller-Denecke. „Es sorgt für die Aufmerksamkeit und Offenheit, die ein jedes Seelsorgegespräch braucht.“

Die Gespräche, die die Kursteilnehmenden nachmittags auf der Station führen, werden gleich am nächsten Tag in der Lerngruppe besprochen: Wie bin ich in Kontakt gekommen? Warum ist mir nichts eingefallen, als der Patient das gesagt hat? Mit fällt es schwer, ein Gespräch zu beenden. So etwa lauten Aussagen zu den Praxiserfahrungen, an denen die Reflexion ihren Ausgang nehmen und Orientierung bieten kann.

Eine Teilnehmerin, die in diesem Jahr mit dem zweiten Kurs ihre KSA-Qualifikation abschließen konnte, fasst ihr Kurserleben so zusammen: „Ich finde es ungemein hilfreich, nun mit etwas Berufserfahrung, nochmal zu reflektieren, wie ich als Seelsorgerin agiere und anhand der Protokollbesprechungen an meiner Gesprächsführung zu arbeiten. Im Kurs konnte ich erleben, was ich inzwischen an Kompetenz erworben habe.“

Qualifikation für Gemeindedienst und Spezialseelsorge

Was hier im Klinikkontext bearbeitet wird, erleben Seelsorgende auch andernorts, etwa in Trauergesprächen. „KSA-Kurse qualifizieren gleichermaßen für den Gemeindedienst wie auch für alle Formen der Spezialseelsorge“, sagt Keller-Denecke. „Der Lernweg im KSA-Kurs will der Einsicht Rechnung tragen, dass die Seelsorgeperson das entscheidende ‚Instrument‘ der Seelsorge ist, und es weniger um Handlung als vielmehr um Haltung geht.“ Hinter dem einfachen Satz: „Wie geht es ihnen?“ stecke immer auch die Bereitschaft, der oder dem anderen zu begegnen um ihrer oder seiner selbst willen. „Wir ermutigen zu der Offenheit, die in der Frage Jesu steckt: ‚Was willst du, das ich dir tun soll?‘“, ergänzt Denkers.

Der nächste KSA-Kurs mit dem Praxisfeld Krankenhaus beginnt im Februar 2026. Weitere Informationen sind HIER zu finden.

"Learning by doing and reflecting"

Das Lernmodell der KSA entwickelte sich im 20. Jahrhundert und gelangte von den USA aus über die Niederlande nach Deutschland. Seine Grundlage des „Learning by doing and reflecting“ (John Dewey, Philosoph und Pädagoge, 1859-1952) wird von den aktuellen Erkenntnissen der Neurowissenschaften, unter anderem durch den deutschen Neurobiologen und Autor Gerald Hüther, bestätigt. In der Landeskirche Hannovers gehört die Klinische Seelsorgeausbildung seit Anfang der 1970er Jahre zu den grundlegenden Formen der Weiterbildung in Seelsorge.

Der diesjährige Fachtag des Zentrums für Seelsorge und Beratung „Aus Erfahrung gut!?“ am 9. Oktober nimmt die Entstehung und Bedeutung dieses Lernformates in den Blick und fragt nach Qualitätskriterien für die Seelsorgearbeit.