TelefonSeelsorge leistet täglich Präventionsarbeit

Nachricht 11. September 2025

Diakonie Deutschland: Suizidpräventionsgesetz wird dringend benötigt

Foto: Markus Spiske auf Pixabay

Anlässlich des Welttags der Suizidprävention am 10. September mahnt die Diakonie Deutschland die rasche Verabschiedung eines Suizidpräventionsgesetzes an, wie es der Bundestag in der vergangenen Legislaturperiode mit großer Mehrheit forderte. Gleichzeitig weist sie auf die wichtige Präventionsarbeit hin, die von der Diakonie und Tausenden Menschen in Deutschland geleistet wird.

„Am Welttag der Suizidprävention steht für uns in diesem Jahr das dringend benötigte Suizidpräventionsgesetz im Mittelpunkt“, betont Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch. „2023 haben über 100.000 Menschen in Deutschland einen Suizidversuch unternommen. 10.300 Menschen haben ihr Leben durch einen Suizid beendet. Diese erschütternden Zahlen werden von Gesellschaft und Politik nicht ausreichend wahrgenommen.“ 

„Täglich wenden sich Menschen in suizidalen Krisen an uns"

Auch Daniel Tietjen, landeskirchlicher Beauftragter für die TelefonSeelsorge, unterstreicht die Forderung nach einer gesetzlichen Verankerung der Suizidprävention in dieser Legislaturperiode. „Täglich wenden sich Menschen in suizidalen Krisen per Telefon, Chat oder Mail an uns“, sagt er. „Nun ist es an der Zeit, dass den Zusagen der Politik die Umsetzung folgt und die Suizidprävention gesetzlich verankert und dauerhaft finanziert wird.“

Lange Zeit sei Suizidprävention ein Randthema gewesen, so Rüdiger Schuch. Erst die Debatte um den assistierten Suizid habe Bewegung in die Thematik gebracht. Ein Suizidpräventionsgesetz stehe im Koalitionsvertrag der Bundesregierung, nun müsse es auch geschaffen werden. Die Diakonie Deutschland hat dazu gemeinsam mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) konkrete Vorschläge vorgelegt. 

Suizidprävention ist eine Daueraufgabe

Einen besonderen Schwerpunkt sieht die Diakonie Deutschland bei der niedrigschwelligen Präventionsarbeit, die bei der TelefonSeelsorge, aber auch in der Jugendarbeit oder Altenpflege stattfindet. „Täglich engagieren sich Tausende Helferinnen und Helfer in Deutschland, um Leben zu retten. Sie leisten vor Ort und am Telefon, per Chat, E-Mail, App oder über Peergroups wichtige und professionelle Hilfe“, so Schuch. Mehr als 7.700 ehrenamtlich tätige Beraterinnen und Berater der TelefonSeelsorge begleiten Menschen in Krisensituationen rund um die Uhr. 

Bisher seien solche Angebote häufig allein auf kirchliche Mittel, Spenden oder befristete Projektförderungen angewiesen. „Suizidprävention ist aber eine Daueraufgabe“, unterstreicht Schuch. „Sie braucht einen verbindlichen gesetzlichen Rahmen und eine sichere Finanzierung, die der staatlichen Schutzpflicht für das menschliche Leben entspricht. Deshalb fordern wir nachdrücklich die gesetzliche Verankerung eines Suizidpräventionsgesetzes noch in dieser Legislaturperiode.“ 

Suizidraten in Deutschland steigen

Die Psychotherapeutenkammer Niedersachsen verweist zum Tag der Suizidprävention auf Daten des Statistischen Bundesamtes. Danach steigt die Suizidrate in Deutschland: Im Jahr 2023 starben insgesamt 10.300 Menschen an einem Suizid. Das ist eine Steigerung um 1,8 Prozent zum Vorjahr. Im Vergleich zum Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre stieg die Zahl der Suizide sogar um 6,6 Prozent. Dazu kommen weit über 100.000 Suizidversuche pro Jahr.

Laut dem Internetportal Kinderschutz in Niedersachsen war Suizid im Jahr 2023 bei den 10- bis unter 25-Jährigen sogar die häufigste Todesursache. 18 Prozent aller Todesfälle in diesem Alter waren Suizide. In der Altersgruppe 85plus machten die Suizide 0,3 Prozent aller Todesursachen aus. 73 Prozent aller Suizide werden von Männern begangen. Dieser Wert ist seit Jahren kaum verändert.

Seit 2003 macht der Internationale Tag der Suizidprävention am 10. September auf die hohe Zahl von Suiziden und auf die Möglichkeiten zu ihrer Verhinderung aufmerksam. Laut einer Studie im Fachjournal Nature Mental Health sind die Suizidraten weltweit im Gegensatz zu Deutschland rückläufig.

epd Niedersachsen/Bremen, Diakonie Deutschland, ZfSB